„Ich bin in Ordnung – auch mit Kopfschmerzen“ Seit etwa 15 Jahren lebt Nicole J., heute 41 Jahre alt, mit der Diagnose Migräne. „Schon als Kind hatte ich Spannungskopfschmerzen. Mitte/Ende 20 war es dann mit mindestens 14 Kopfschmerztagen im Monat so schlimm, dass ich das in einer Klinik abklären ließ“, sagt sie. Ein Kollege ihres Mannes empfahl ihr dann die Kopfschmerzgruppe am Uniklinikum Erlangen – Nicole J. meldete sich an. „Jeder hatte dort seine Geschichte und sein Päckchen zu tragen. Das hat mir geholfen, von meinem Schamgefühl wegzukommen“, berichtet die Patientin. „Es war mir immer unangenehm, zu sagen, dass ich Migräne habe. Ich dachte, dann heißt es von außen sowieso nur: ,Das bisschen Kopfweh! Nimm halt was ein und dann gehts schon wieder!‘ In der Gruppentherapie habe ich gelernt, dass ich als Person trotzdem in Ordnung bin – auch mit Kopfschmerzen.“ Vor allem die medizinischen Vorträge und die psychologischen Gespräche taten Nicole J. gut. „Das neue Wissen hat mich entspannt.“ Sie erkannte, wie sie ihre Migräne beeinflussen kann, aber auch, „dass es egal ist, wie gut man lebt – man kann trotzdem noch Kopfschmerzen bekommen. Aber man darf nicht daran verzweifeln.“ Die Mutter eines fünfjährigen Sohnes fand heraus, dass sie unter Stress „immer ganz gut funktioniert“ – und dass der Schmerz eher kommt, wenn sie entspannt. „In der Therapie habe ich erkannt, dass die Anspannung gar nicht erst so hoch werden muss – dass ich manches auch absagen oder mich rausnehmen kann“, erklärt sie. Während sie vor einigen Jahren noch im Schichtdienst arbeitete, obwohl der wechselnde Schlaf-Wach-Rhythmus Gift für ihre Migräne war, hat sie heute einen Job, in dem sie sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen kann. „Mittlerweile habe ich so eine Selbstfürsorge entwickelt, dass ich es gar nicht mehr anders will.“ Nicole J. hat heute längere migränefreie Phasen. Spaziergänge, Yoga, Pilates und Nackenmassagen helfen ihr. Außerdem nimmt sie täglich ein neues Medikament zur Migräneprophylaxe ein, bei Attacken Ibuprofen und Triptane. Bis heute ist sie bei Dr. Fraunberger in Erlangen in Behandlung, obwohl die Schmerztherapie schon Jahre her ist und die Patientin mittlerweile im Allgäu lebt. „Ich bin sehr dankbar für diese Betreuung und diese Beständigkeit! Das Team im Erlanger Schmerzzentrum – das sind für mich einfach herzensgute Menschen!“ | 51 Kopfsache Video: Migränemythen im Check mit Dr. Britta Fraunberger www.gesundheit-erlangen.com Schmerzzentrum Telefon: 09131 85-32558 E-Mail: schmerzzentrum@uk-erlangen.de Vorboten der Migräne Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Heißhunger, häufiges Wasserlassen, Frösteln, Übelkeit, Nackenverspannungen und Gereiztheit können auf eine sich anbahnende Migräneattacke hinweisen. Wer sich dann günstig verhält, kann eventuell noch gegensteuern. monoklonale Antikörper als Spritze oder Infusion. Erst seit Kurzem zugelassen ist die Wirkstoffklasse der Gepante, die es in Tablettenform gibt. Was wem wie und in welcher Dosis hilft, muss ganz individuell ausprobiert werden. Was können Betroffene unabhängig von Medikamenten tun? Neben dem schon erwähnten Triggermanagement, Bewegung und Entspannung gibt es da noch einiges: Wenn sich eine Migräneattacke anbahnt, helfen oft Kaffee, Cola oder Koffeintabletten. Warme Nacken- oder Wechselgüsse an den Beinen, Nackenmassagen und Pfefferminzöl auf der Stirn können ebenso verschiedene Kopfschmerzarten lindern (Weiteres: s. „Drei Tools zum Ausprobieren“, S. 50).
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