Gesundheit Bamberg - Frühling 2020

15 Titel können Anzeichen für eine Zöliakie sein. Ein simpler Bluttest und eine Dünndarm- biopsie sichern die Diagnose – wie im Fall der Zwillingsbrüder. Achtung, Allergie! Anders ist der Krankheitsprozess bei der Weizenallergie: Hier stuft die Darmschleim- haut Eiweiße im Weizen als Allergieauslö- ser ein. Daraufhin bildet der Organismus spezifische Antikörper gegen diese Protei- ne, u. a. gegen Gluten. Weizenallergiker können unter Magen-Darm-Beschwerden ebenso leiden wie unter Juckreiz, Schnup- fen oder allergischem Asthma. Schlimms- tenfalls erleiden sie einen lebensbedrohli- chen Allergieschock. Blut-, Haut- und Pro- vokationstests können die Er- krankung nachweisen. Manch- mal ist eine Weizenallergie – wie andere Nahrungsmittelal- lergien – auch eine Kreuzreak- tion, etwa zu einer Pollenallergie. Keine einfache Diagnose Ein dritter Fall und ein gewisser „Sonder- ling“ ist die Glutensensitivität – etwas sperrig auch Nicht-Zöliakie-Glutensensiti- vität genannt. Sie bleibt eine Ausschluss- diagnose, wenn sich der Verdacht auf Zöli- akie oder Weizenallergie nicht bestätigt. Bemerkenswert ist, dass sich viele Men- schen fälschlicherweise als glutenemp- findlich wahrnehmen. Das zeigt auch eine norwegische Studie aus dem Jahr 2018: Deren Teilnehmer bekamen sowohl gluten- freie als auch glutenhaltige Muffins zu es- sen. Ohne zu wissen, was sie da zu sich nahmen, hatten die meisten Probanden nach dem Verzehr eines Muffins ohne Glu- ten mehr Beschwerden. Die angenomme- ne Glutensensitivität konnte nur bei 4 von 20 Teilnehmern nachgewiesen werden. Von ATIs bis FODMAPs In den übrigen Fällen vermuten Forscher an- stelle des Glutens eher Amylase-Trypsin-In- hibitoren (ATIs) oder FODMAPs als Auslöser für die Beschwerden. ATIs sind pflanzliche Eiweiße in Weizen und verwandten Getrei- den, sie finden sich aber auch in Soja, Buch- weizen und Hirse. Sind ATIs schuld an den Symptomen, kann eine gluten- bzw. weizen- freie Diät trotzdem helfen. Denn mit dem Verzicht auf das Getreide werden neben dem Gluten auch spezifische ATIs eliminiert. Wie eine Untersuchung des Erlanger Hec- tor-Centers ergab, bessert sich das Befin- den von Patienten mit Glutensensitivität auch durch das Weglassen von FODMAPs – bestimmte vergärbare Kohlenhydrate und Zucker- alkohole. Dazu gehören ne- ben dem Ballaststoff Inulin auch Fruktose, Laktose und Sorbit. Der Dünndarm kann FODMAPs nur schlecht resorbieren. „Der Verzicht linderte die psychologischen und klinischen Sympto- me unserer glutensensitiven Patienten“, sagt die Biologin PD Dr. Walburga Dieterich. „Die aktuellen Daten legen weiterhin nahe, dass insgesamt drei Faktoren die Be- schwerden von Glutensensitiven beeinflus- sen: Gluten, FODMAPs und ein Ungleichge- wicht im Mikrobiom des Darms.“ fm Glutensensitivität: Die Selbstdiagnose ist oft falsch.

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