Gesundheit Bamberg - Frühling 2020

17 Titel INFO Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport Telefon: 09131 85-35227 E-Mail: med1-hector-center@uk- erlangen.de Irrtümer aus dem Internet? Viele Patienten haben ihre Überzeugungen aus dem Netz. Aber was ist dran an populären Thesen? Probiotika gegen Histaminintoleranz: Probiotika sind lebende Mikroorganismen. Bei manchen Patienten können sie die Symptome lindern. Für die Histaminintoleranz gibt es diesbezüglich aber keine sicher belegten Hinweise. IgG4-Tests: Sie weisen Reaktionen auf ver- schiedene Lebensmittel nach, sind jedoch als Beleg für Allergien oder Intoleranzen nutz- los. Denn ein positives Ergebnis bedeutet le- diglich, dass der Körper sich mit den Inhalts- stoffen auseinandergesetzt hat, und nicht, dass der Untersuchte all das nicht mehr essen darf! Darmreinigung und Fasten: (Heil-)Fasten kann sinnvoll sein, um eine gewisse Zeit Ruhe in den Darm zu bringen. Wird dann wieder normal gegessen, kommen die Probleme aber oft schnell zurück. Eine nachhaltige Ursachen- bekämpfung ist Fasten also nicht. Flohsamen und Co.: Als lösliche Ballaststoffe, die langsam aufquellen, för- dern Flohsamen die Verdauung und werden auch von empfindlichen Menschen gut ver- tragen. Neben Flohsamenschalen sind auch Akazienfaser, Inulin und Guarkernmehl wirk- same Ballaststoffe. ne Intoleranz gegen den Botenstoff Histamin – und endlich: positiv! Nothalt auf der Strecke Von da an nahm Nicole S. ein Medikament, das den Histaminabbau im Darm unterstützte, aß und trank weiter Histaminhaltiges wie Käse und Wein – bis zu einer unvergessenen Zugfahrt. „Mein Herz raste so sehr, man konnte es am Hals schlagen sehen. Ich habe meinen Onkel noch gefragt, ob man davon ohnmächtig wer- den kann, da bin ich schon kollabiert.“ Der Zug legte einen Nothalt ein und Nicole S. wurde mit einem Ruhepuls von 124 in ein Krankenhaus gebracht. Normalerweise baut das Enzym Diaminoxidase Histamin ab – bei Nicole S. ist es jedoch kaum vorhanden. So einen niedrigen Wert hatte selbst Prof. Zopf nur selten gesehen. Das Er- gebnis ihrer Untersuchungen in Erlangen: Der Darm war chronisch entzündet, und Nicole S. reagierte hochgradig auf Histamin. „Diese Into- leranz ist eine Pseudoallergie. Klinisch sieht sie aus wie eine Allergie, aber sie basiert auf einem Enzymmangel“, erläutert Prof. Zopf. Sie ver- schrieb ihrer Patientin Antihistaminika, die den Botenstoff blockieren, und zusätzlich Mastzell- stabilisatoren – Mittel, die dafür sorgen, dass die Mastzellen im Blut weniger oder kein Hista- min mehr ausschütten. „Ich kann wieder weg- gehen und Spaß am Leben haben, ich bin wie- der belastbar. Trotzdem muss ich auf histamin- arme Lebensmittel achten“, sagt Nicole S. heu- te. „Viele Menschen mit nachweisbaren Intole- ranzen bekommen voreilig den Stempel ‚Reizdarm‛, oder werden in die ‚Psycho-Ecke‛ gestellt“, ärgert sich Prof. Zopf. Auch Nicole S. wurde lange falsch behandelt, zwischenzeitlich bescheinigte man auch ihr einen Burn-out. „Da- bei war sie nur total geschwächt, weil sie durch die Durchfälle dauernd Nährstoffe verlor“, sagt Yurdagül Zopf. „Nur, wer das wahre Problem er- kennt, kann es auch wirksam bekämpfen.“ fm

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