Gesundheit Bamberg - Frühling 2020

18 Es antwortet Dr. Anne Schützenberger, Oberärztin und Leiterin des Bereichs Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. D ie Stimme entsteht durch die Stimmlippen – im Volksmund auch Stimmbänder genannt. Sie sind ein Teil des Kehlkopfs. Bei der Stimm- gebung werden die Stimmlippen aneinander- gelegt und durch die Luft, die aus der Lunge strömt, in Schwingungen versetzt. Wenn die Stimmlippen gut schließen und gleichmäßig schwingen, ist der Ton am besten. Wenn jemand heiser ist, ist dieser Ablauf ge- stört. Es gibt unterschiedliche Ursachen für Heiserkeit. Sie kann unter anderem die Fol- ge von organischen Veränderungen an den Stimmlippen sein, etwa von Entzündungen, Ge- webeneubildungen oder Lähmungen. Der häu- figste und harmloseste Grund für Heiserkeit ist ein akuter viraler Infekt. Die entzündlichen Ver- änderungen an den Schleimhäuten, die dabei entstehen, bilden sich üblicherweise von allein zurück, wenn die Stimme geschont wird und die Schleimhäute gepflegt werden. Heiserkeit Was verrät unsere Stimme? Welche Ursachen stecken hinter Heiserkeit, und wie hängen Stimme und Stimmung zusammen? kann aber auch das erste Anzeichen eines Kehlkopfkrebses sein. Wenn sie länger als drei Wochen anhält, sollte sie deshalb HNO-ärztlich untersucht werden. Manchmal finden sich aber keine offensichtli - chen Organveränderungen am Kehlkopf – und trotzdem ist die Stimme heiser. Dann sprechen HNO-Ärzte von funktionellen Stimmstörungen. Wenn sich zum Beispiel jemand aufregt oder er Angst hat, produziert der Körper Stresshormo- ne. Der Organismus aktiviert dann die Stoff- wechselvorgänge für „Flucht“ oder „Kampf“. So verändert sich die Atmung, sie wird flacher und schneller, der Mund und die Schleimhäute trocknen aus, die Stimme klingt heiser und be- legt. Wenn es einem ganz die Stimme ver- schlägt, kann das die Folge der engen Kopp- lung von Stimme und Seele sein. Nicht umsonst haben „Stimme“ und „Stimmung“ den gleichen Wortursprung. So sprechen Menschen mit ei- ner psychogenen Aphonie tonlos und nur noch leise flüsternd. Grund sind oft starke psychi - sche Belastungen. Hat jemand eine gesenkte und monotone Stimme, kann das auf eine De- pression hindeuten; ist das Gesprochene zitt- rig, sind das möglicherweise Anzeichen für Par- kinson oder Multiple Sklerose. Und ist die Stim- me unrhythmisch und weniger berechenbar, kann das die Diagnostik bei ADHS unterstüt- zen. Computerprogramme können heute selbst solche Feinheiten „heraushören“, die dem menschlichen Ohr verborgen bleiben. Visite

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