Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

16 Titel Fortsetzung von S. 15 versuchen dann, das Defizit aufzuholen. Die- ses ‚Catch-up-Wachstum‘ ist aber problema- tisch. Deshalb müssen wir vermeiden, dass diese Babys zu schnell zu viele Kalorien bekom- men“, erklärt Prof. Wölfle. Aber: Für den Typ-1- Diabetes gibt es diesen Zusammenhang nicht. Warum immer mehr Kinder – vor allem Un- ter-Fünfjährige – den Typ 1 der Zuckerkrankheit entwickeln, ist bis heute nicht abschließend ge- klärt. Im Rahmen der bayernweiten Fr1da-Stu- die können Eltern Kinder von zwei bis fünf und von neun bis zehn Jahren im Rahmen einer U-Untersuchung auf den Typ-1-Diabetes testen lassen. Dank der Früherkennung kann die Krankheit bestmöglich behandelt und mögli- cherweise sogar ein Fortschreiten verhindert werden (www.typ1diabetes-frueherkennung.de ). Probleme in Schule und Kita Egal, wie alt Kinder mit Diabetes sind – fast al- le begegnen in Kita oder Schule großen Hür- den. Prof. Wölfle sagt: „Es ist nicht klar gere - gelt, wer dort die Verantwortung dafür trägt, dass ein Kind sein Insulin bekommt.“ So fühlen sich laut dem Klinikdirektor z. B. Lehrer recht- lich alleingelassen und einem Haftungsrisiko ausgesetzt. Was, wenn sie falsch, zu viel oder zu wenig spritzen und dem Kind etwas passiert? „Lehrkräfte und Erzieher brauchen Rechtssicherheit, glauben aber, diese nicht zu haben. Es ist jedoch so, dass sie versichert sind, wenn sie Kindern bei der Behandlung oder im Notfall helfen“, weiß Prof. Wölfle. Die jetzige Situation führe dazu, dass Erzieher die Verantwortung von sich weisen und Eltern ein- springen müssen. „Das heißt: Vier von zehn Müttern von Kindern mit Diabetes geben ihren Beruf auf, um bei ihrem Kind mittags Blutzu- cker zu messen und Insulin zu spritzen. In den Einrichtungen werden die betroffenen Kinder oft ausgeschlossen, beispielsweise bei Klas- senfahrten oder Sportfesten, weil es den Be- treuern zu heikel ist“, bedauert JoachimWölfle. Immer mehr automatisch Um den Blutzucker zu ermitteln, musste sich früher jeder Diabetiker in die Fingerkuppe pik- sen (lassen), einen Blutstropfen herausdrü- cken, ihn auf einen Messstreifen geben, diesen ins Blutzuckermessgerät stecken und den Wert Stechhilfe: Dank Sensoren, die den Glukosespiegel unter der Haut messen, fällt der Pikser in den Finger heute oft weg.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw