Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

18 Es antwortet Dr. Moritz Leppkes, Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uni- Klinikums Erlangen. E in Kind findet auf einer Wanderung durch die Fränkische Schweiz leckere Waldbeeren und möchte sie probieren. Plötzlich ruft die Mutter aus dem Hintergrund: „Iss das nicht! Da könnte der Fuchsbandwurm lauern!“ Und schon hat das Kind den Spaß am Beerensammeln verlo- ren. Muss das sein? Eine Zahl klingt besorgniserregend: 27 Prozent der Füchse in Bayern sollen laut einer Studie von 2013 von dem Bandwurm Echinococcus multilocularis befallen sein, in Baden-Württem- berg bis zu 75 Prozent. Dennoch ist die Zahl der Erkrankungen in Deutschland gering. 2018 sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) nur 49 Fäl- le von alveolärer Echinokokkose gemeldet wor- den. Der kleine Fuchsbandwurm befällt den Menschen als Fehlzwischenwirt und seine Lar- ven können sich in der Leber vermehren. Dies kann zu zystisch wachsenden Leberläsionen führen. Dadurch können ein Aufstau der Galle Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm? Der kleine Parasit lauert unter anderem auf Waldbeeren und kann die Leber schädigen. oder ein Pfortaderhochdruck entstehen. In fortgeschrittenen Stadien ist auch eine Ver- breitung durch Lymph- oder Blutgefäße in Bauchfell, Lunge oder Gehirn möglich. Zysten in der Leber sind aber die weitaus häufigste Manifestation der Echinokokkose. Doch Vor- sicht: Ist jede Leberzyste verdächtig, eine Echi- nokokkose zu sein? Weit gefehlt! Unkomplizier- te Leberzysten finden sich bei 3 bis 18 Prozent aller untersuchten Patienten. Ein erfahrener Arzt kann beide Erkrankungen sicher unter- scheiden und schnell Entwarnung geben. Soll- te sich doch der seltene Fall einer alveolären Echinokokkose einstellen, können wir am Uni-Klinikum Erlangen helfen. In lokal begrenz- ten Fällen ist eine Entfernung des betroffenen Gewebes möglich. In fortgeschrittenen Stadi- en helfen Medikamente, die lebenslang einge- nommen werden. Diese Therapie stoppt die Infektion und verlängert das Leben der Patien- ten meist deutlich. Die Echinokokkose ist als Berufskrankheit der Landwirte anerkannt. Die Fuchsbandwurmeier sind sehr umweltresistent und oft auf dem Fell infizierter Tiere zu finden. Jäger sollten erlegte Füchse nur mit Schutz- handschuhen anfassen; Hunde, die in Fuchs- bauten herumtollten, abduschen und Hunde- kot regelmäßig auf Bandwurmeier überprüfen. Und die leckeren Waldbeeren? Früchte aus Bo- dennähe sollte man immer möglichst gut wa- schen, kochen oder trocknen. Als Risikofaktor für eine Echinokokkose konnte der Verzehr von ungewaschenen Waldbeeren in Studien jedoch noch nie dingfest gemacht werden. Visite

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