Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

40 Der besondere Fall Am 11. April 2020 war Rene plötzlich ruhig und zurückgezogen. Seiner Mutter fiel auf, dass ein Mundwinkel ihres Sohnes schlaff herunterhing und dass der Junge halbseitig gelähmt schien. „Ich habe den Notarzt gerufen, Rene aufs Sofa gelegt und ihn die ganze Zeit beobachtet. Er hat immer wieder versucht, aufzustehen, konnte aber nicht mehr laufen“, berichtet die Mutter. Ihr Sohn ist vorerkrankt: Er hat die seltene Krankheit Langerhans- Zell-Histiozytose. Diese kann gutar- tig oder – wie bei Rene – bösartig verlaufen, sodass sie chemothera- peutisch versorgt werden muss. „Ich hatte keine Ahnung, was los war. Ich wuss- te nur, dass etwas nicht stimmte“, sagt die Mut- ter. Der Rettungswagen brachte sie und ihren Sohn innerhalb von 20 Minuten von Bamberg nach Erlangen. Hier, in der Kinderonkologie des Uni-Klinikums Erlangen, ist Rene ohnehin we- gen seiner Grunderkrankung in Behandlung. „Deshalb wollte ich auch, dass er dorthin kommt und habe abgelehnt, als sie ihn in die Bamberger Notaufnahme bringen wollten“, so die Mutter weiter. Am Uni-Klinikum Erlangen bestätigte sich der Verdacht des Notarztes: Rene hatte einen Schlaganfall erlitten. „Innerhalb von vier Stun- den muss die Therapie beginnen, sonst bleiben Schäden – das gilt bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen“, erklärt Oberärztin Prof. Dr. Regi- na Trollmann, Leiterin der Abteilung Neuropädi- atrie und Sprecherin des Sozialpädiatrischen Zentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Weil die Mutter so gut reagiert hat und bei uns Kin- der- und Erwachsenenneurologen, Neuroradio- logen, Intensivmediziner und Anästhesisten so gut zusammengearbeitet haben, konnten wir dieses Zeitfenster einhalten“, fährt Prof. Troll- mann fort. Die Notfall-MRT-Aufnahme von Re- nes Gehirn zeigte einen riesigen Infarkt in ei- nem Hauptversorgungsgefäß des Gehirns. „So- fort nach diesem Befund haben wir mit der Lysetherapie begonnen, das heißt: Wir haben dem Jungen ein Medikament gege- ben, das das Blutgerinnsel im Ge- hirn aufgelöst hat“, erklärt die Kinderneurologin. Nach zwei Tagen auf der Kinderintensiv- und vier Ta- gen auf der Normalstation wurde der Zweijährige mit sehr gutem neurologischen Befund entlassen. „Schlaganfälle bei Kindern sind selten, trotzdem passieren sie. Neben Läh- mungen gibt es andere Warnsymptome, zum Beispiel heftige Kopfschmerzen, Schwindel und ein unsicherer Gang. Kinder mit Gefäßfehlbil- dungen, Herz- und Krebserkrankungen haben ein erhöhtes Risiko“, sagt Prof. Trollmann. fm Schlagartig verändert Notfall. Plötzlich ist der kleine Rene wie ausgewechselt. Seine Mutter merkt, dass etwas nicht stimmt und ruft den Notarzt. Im Uni-Klinikum Erlangen bekommt der Zweijährige eine für Kinder sehr seltene Diagnose. „Innerhalb von vier Stunden muss die Therapie beginnen, sonst bleiben Schäden.“ Prof. Dr. Regina Trollmann

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw