Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

39 Gesund genießen Seit elf Generationen führt die Gärtnerfamilie Niedermaier ihren Betrieb in der Bamberger Mittelstraße 42. Im historischen Gärtnerviertel, das Teil des immateriellen Weltkul- turerbes der Domstadt ist, lebten und arbeiteten Ende des 19. Jahr- hunderts rund 800 Gärtnerfamilien – heute sind es kaum mehr 20. Se- bastian Niedermaier nutzt das Wissen seiner Gärtnerahnen effektiv für die eigene Arbeit: So kam er bis 2019 ohne Kühlraum aus, weil er sein Gemüse bis in den April in der Erde kühl hielt. „So hat das schon mein Opa gemacht“, erzählt er. „Seit die Sommer immer heißer wer- den, brauchen wir einen gekühlten Lagerraum.“ Vor der Meisterprüfung und Betriebsübernah- me arbeitete der junge Gärtner mehrere Mona- te im Ausland: Er sammelte Erfahrungen bei Betrieben in der Schweiz, auf Teneriffa, am Am- mersee und zuletzt auf einer Plantage auf der amerikanischen Insel Nantucket Island. „Ich wusste, sobald ich erst einmal selbstständig bin, komme ich hier nicht mehr weg“, grinst er. Auf dem Feld wie im Verkauf geht ihm sein Va- ter Michael zur Hand, der sichtlich stolz auf die Leistungen seines Sohnes ist. „Ich habe immer gesagt, dass Sebastian ein toller Gärtner wird“, strahlt der 67-Jährige, dessen Hilfe für Sebasti- an Niedermaier unverzichtbar ist. „Ohne mei- nen Vater würde das hier alles nicht gehen“, be- stätigt er, „und auch auf die Unterstützung mei- ner Mutter kann ich mich immer verlassen.“ Mit Geduld zur Vielfalt Insgesamt sechs Hektar Fläche bearbeiten Va- ter und Sohn gemeinsam mit einem Helfer so- wie einem Auszubildenden im Rahmen eines Inklusionsprojekts. Dazu kommen 750 Qua- dratmeter Fläche mit Gewächshäusern. Anfang Juni wollen sie die ersten Tomaten ernten – ins- gesamt bauen sie 16 Sorten an, darunter auch besondere wie die „Old Striped German“ mit markantem Streifenmuster. Seit Neuestem ver- sucht sich Sebastian Niedermaier am Anbau von selbst gezogenem fränkischem Ingwer und Kurkuma. Ein arbeitsintensives Experiment, da beide Sorten sehr empfindlich sind und für ei - nen guten Ertrag eine lange frostfreie Wachstumsphase be- nötigen. „Als Gärtner braucht man Durchhaltevermögen und viel Geduld, weil vieles nicht gleich beim ersten Mal klappt“, zeigt sich der 31-Jährige unverdrossen. Die stetige Erweite- rung des Sortiments ist derzeit sein wichtigstes Ziel: „Ich möchte das beste regionale Gemüse als Biolandware produzieren, das man anbauen kann.“ kb Lecker zur Brotzeit Der Bamberger Rettich hat einen eigenen Geschmack, der mit normalem Rettich nicht zu vergleichen ist. Zum Essen hobelt man ihn in dünne Scheiben, bestreut diese mit Salz und wartet dann fünf Minuten, damit der Rettich Wasser ziehen kann. Dazu schmeckt ein frisches Butterbrot. Hofladen geöffnet: Di. + Sa.: 9.00–13.00 Uhr Mi. + Fr.: 14.00–19.00 Uhr Sebastian Niedermaier (r.) und sein Vater Michael vermarkten in ihrem Hofladen auch regionales Angusrindfleisch und Geflügel.

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