Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

38 Mit 16 Jahren hatte Sebastian Niedermaier noch „null Bock auf Gemüse“, wie er selbst zu- gibt. Doch nur fünf Jahre später begann er, den Familienbetrieb auf Biolandanbau umzustel- len. 2011 absolvierte er seine Meisterprüfung. „Ein Praktikum hat mich überzeugt, dass Gärt- ner doch der richtige Beruf für mich ist“, erin- nert sich der heute 31-Jährige lächelnd. „Seit 2012 vermarkten wir als zertifizierte Bioland - gärtnerei in unserem Hofladen ausschließlich saisonales Biogemüse aus eigenem Anbau“, resümiert er die Arbeit der vergangenen Jahre. Insgesamt produziert er in seinem Betrieb ca. 60 verschiedene Gemüsesorten, um den Kun- den ohne Zukauf ein breites Sortiment bieten zu können. „Warum soll ich Anfang April Papri- ka anbieten? Wer welche will, bekommt sie im Supermarkt.“ Stattdessen gibt es bei Niedermaiers eine gro- ße Auswahl an regionalem Gemüse, im Sommer prak- tisch alles von Blumenkohl bis Zucchini, auch Wasser- melonen und natürlich den seltenen Bamberger Knoblauch. Das Geheimnis alter Sorten Die Geschichte, wie sein Vater Michael die wertvollen alten Knoblauchknollen von der Fa- milie eines verstorbenen Gärtners ergatterte und sie so vor dem Aussterben rettete, erzählt Sebastian Niedermaier gern. „Die alten Sorten sind etwas ganz Besonderes“, schwärmt der junge Gärtner. Neben dem Bamberger Knob- lauch baut er auch das berühmte Bamberger Hörnla sowie den Bamberger Spitz-Wirsing und den Bamberger Rettich an. „Das Beson- dere am Bamberger Rettich ist, dass er un- glaublich gut schmeckt“, lacht Sebastian Nie- dermaier, der auch die bekannte Bamberger Süßholzwurzel im Sortiment hat, obwohl sie für die Küche kaum noch verwendet wird. „Wir haben sie eigentlich nur angebaut, um das Wissen darüber nicht zu verlieren“, bestätigt er. Obwohl die Bamberger Gärtner das eigene Saatgut stets hüteten, haben die Familienbe- triebe es doch immer wieder untereinander getauscht und vererbt. Dennoch: „Die eigenen Samen waren den alten Gärtnern heilig – eher durfte man ihre Töchter haben, als dass sie einen Löffel Saatgut abgegeben hätten“, schmunzelt der 31-Jährige. Bamberger Gemüse. Voller Elan und mit viel Mut für Experimente: Ein junger Gärtnermeister setzt auf tradi- tionsreichen Gemüseanbau mit Biozertifikat und hütet sorgsam das wertvolle Wissen über alte Sorten. Gärtner aus Leidenschaft

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