Gesundheit Bamberg - Herbst 2020

28 Porträt „Eigentlich wollte ich noch viel weiter raus aufs Land“, lacht die 38-Jährige. „Reundorf ist für mich ein schöner Kompromiss.“ Alle Vorur- teile, die den Beruf der Landärztin begleiten, wie eine hohe Arbeitsbelastung, eintönige Tä- tigkeiten oder lange Anfahrtswege, sind für Dr. Eller kein Thema: „Ich habe bereits die letzten zwei Jahre meiner Facharztausbildung in einer Hausarztpraxis in Trabelsdorf absolviert und war mir sicher: Genau so möchte ich später auch arbeiten.“ Die Idee, dem praktizierenden Arzt in Reun- dorf eine Partnerschaft anzubieten, kam der jungen Ärztin beim Biergartenbesuch auf dem Schmausenkeller: „Ich habe Dr. Neundorfer einfach angerufen und gefragt, ob er jeman- den braucht“, erinnert sie sich schmunzelnd. Nach vielen Gesprächen und Dr. Ellers erfolg- reicher Bewerbung auf einen freien Hausarzt- sitz für die Region stieg die zweifache Mutter in die Reundorfer Praxis ein – ohne eigene Pa- tienten, aber mit 60.000 Euro Startkapital aus der bayerischen Niederlassungsförderung für Arztpraxen im ländlichen Raum. „Wir haben zwei Jahre richtig harte Arbeit hinter uns, in denen wir die komplette Organisation neu auf- gestellt, in neue Geräte investiert und alle Ab- läufe an unsere Bedürfnisse angepasst ha- ben“, resümiert Elisabeth Eller. Der Erfolg ihrer Bemühungen zeigte sich prompt: „Wir sind deutlich größer geworden und können mit der neuen Technik angenehmer arbeiten.“ Landärztin. Bei Dr. Elisabeth Eller ist alles etwas anders: Sie füllt gern Steuer- erklärungen aus und wünschte sich bereits im Medizinstudium, später als Landärztin zu arbeiten. Anfang 2018 gründete sie eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Reundorf bei Bamberg. „Genau so wollte ich immer arbeiten“ Gute Partnerschaft als Basis Ihre zufällige Wahl von Dr. Neundorfer als Pra- xispartner beschreibt sie im Nachhinein als Hauptgewinn im Lotto: „Ich hätte keinen besse- ren Kollegen für eine Gemeinschaftspraxis fin- den können. Wir ergänzen uns perfekt.“ Eine ärztliche Partnerschaft ist aus ihrer Sicht auch die Grundvoraussetzung für ein glückliches Le- ben als Landarzt. „Allein könnte ich das niemals so entspannt bewältigen: Es ist mehr Arbeit auf dem Land und es kommen mehr Patienten. Mit einem verlässlichen Partner an der Seite sinkt der Stressfaktor deutlich, weil man die Arbeits- und auch die Urlaubszeiten abstimmen kann und immer jemand da ist, der einspringt.“ Als „Unterstützungsstruktur“ bezeichnet Dr. Eller die gemeinsame Arbeit, und genau diese braucht sie auch außerhalb der Praxis: „Meine Kinder waren ein und vier Jahre alt, als ich im April 2018 in Reundorf begann. Da mein Mann ebenfalls als Arzt arbeitet, funktioniert unser Alltagsmodell nur dank der Kinderbetreuung und des regelmäßigen Einsatzes meiner Mutter und der Schwiegereltern“, betont die junge Ärz- tin. „Dennoch kann ich uneingeschränkt vertre- ten, dass sich der Landarztberuf mit dem Fami- lienleben gut vereinbaren lässt.“ Glücklich auf dem Land Das Patientenaufkommen ist aktuell gemein- sam noch gut zu bewältigen. Dies sei sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass neben ih- rer Praxis derzeit noch zwei weitere Allgemein- ärzte in den umliegenden Ortschaften prakti-

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