Gesundheit Bamberg - Herbst 2020

30 Vorhofflimmern – eine Volkskrankheit Leiter Schwerpunkt Kardiologie, Dr. med. Axel Jakob Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin Gemein. Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg Steigerwaldklinik Burgebrach Am Eichelberg 1, 96138 Burgebrach Interventionelle Kardiologie Telefon: 09546 88 250 E-Mail: iki@gkg-bamberg.de - www.gkg-bamberg.de Vorhofflimmern durchläuft im Laufe seiner Entwicklung meh - rere Phasen. Zunächst tritt es spontan auf und endet spon - tan wieder nach Minuten, Stunden bis zu wenigen Tagen; wir sprechen von paroxysmalem Vorhofflimmern. Im weiteren Verlauf endet es nicht mehr von selbst, dies bezeichnet man als persistierendes Vorhofflimmern, welches durch medizini - sche Maßnahmen beendet werden muss, einer sogenannten Kardioversion (Gabe vom Medikamenten oder Verabrei- chung eines elektrischen Impulses unter Kurznarkose). Per - manentes Vorhofflimmern beschreibt eine Situation, bei der die Rhythmusstörung dauerhaft besteht und keine Maßnah - men mehr getroffen werden, um einen normalen Rhythmus wiederherzustellen. Wie schnell die Entwicklung von einer Phase in die nächste übergeht, variiert sehr individuell, eben - so wie die Häufigkeit der Anfallsepisoden. Die Diagnosestellung erfolgt nach Erhebung der Krankenge- schichte und körperlicher Untersuchung durch die Anferti - gung eines EKG. Gelegentlich kann die Rhythmusstörung nur in einem Langzeit-EKG erfasst werden. Die Behandlung des Vorhofflimmerns ist abhängig von der Phase der natürlichen Entwicklung, der Häufigkeit des Auf - tretens und den damit verbundenen subjektiven Beschwer - den und objektiven (durch medizinische Untersuchung erho - benen) Befunden. Advertorial Für alle Patienten ist je nach individuellem Schlaganfallsrisi - ko die Einleitung einer Therapie mit „Blutverdünnung“ (orale Antikoagulation) erforderlich, wobei neben dem seit langer Zeit etablierten Phenprocoumon (Marcumar®) mehrere „neue“ Substanzen (sogenannte „direkte orale Antikoagu - lantien“) Anwendung finden. Die Medikation mit Plättchen - hemmern wie Acetylsalicylsäure (ASS® und andere) ist in der Wirkung nicht ausreichend. Die weitere Behandlung verfolgt zwei mögliche Strategien. Eine Strategie ist die Rhythmuskontrolle. Hier ist das Ziel die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus durch Kardioversion mit nachfolgenden Maß - nahmen zur Stabilisierung, dem Erhalt des sogenannten Si- nusrhythmus. Die Alternative heißt Frequenzkontrolle. Hier akzeptiert man das Vorhofflimmern und setzt Medikamente ein, um die Rhythmusstörung nicht zu schnell werden zu las - sen. Um diese Strategien umzusetzen, stehen eine Reihe von Be - handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, wie verschiedene Medikamente, die elektrische Kardioversion, Herzkatheter- maßnahmen („Verödung“ = Ablation, in erster Linie Pulmo - nalvenenisolation) und in seltenen Fällen der Einsatz von Herzschrittmachern. Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung beim Menschen. Hierbei überspielen schnelle unregelmäßige Impulse in den Herzvorhöfen den eigentlichen Taktgeber des Herzens, den Sinusknoten, und es kommt durch wechselnde Überleitung dieser Impulse auf die Herzhauptkammern zu unregelmäßigem Pulsschlag. In Deutschland sind hiervon ca. 2,5 % der Bevöl - kerung betroffen, dies entspricht etwa 2 Mio. Menschen. Die damit verbundenen Beschwerden sind sehr variabel und reichen von Beschwerdefreiheit bei mehr als der Hälfte der Ereignisse bis zu schwerer Beeinträchtigung der Lebensqualität mit unangenehmer Wahrnehmung der Rhythmusstörung selbst bis zu hierdurch bedingter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Dies tritt vor allem bei schnell auf die Herzhauptkammern übergeleitetem und länger bestehendem Vorhofflimmern auf, welches die Kraft des Herzmuskels bis zur schweren Funktionsstörung beeinträchtigen kann. Die Gefährlichkeit des Vorhofflimmerns besteht vor allem darin, dass durch die Schnelligkeit der elektrischen Erregung in den Herzvorhöfen keine geordnete Kontraktion dieser Vorhöfe stattfindet und durch die eingeschränkte Blutströmung es dort zur Bildung von Blutgerinnseln, sogenannten Thromben kommt. Wenn diese Thromben aus dem Herzen ausgeschwemmt wer- den, verstopfen sie Schlagadern – wenn dies im Kopf geschieht, lösen sie einen Schlaganfall aus. Das Risiko für ein derartiges Ereignis steigt mit gewissen Kriterien an. Hierzu gehören neben Alter und Geschlecht auch Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Bluthochdruckerkrankung (Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Erkrankungen der Schlagadern und ein bereits durchgemachter Schlaganfall. „Welchen Behandlungsweg man beschreitet und welche Therapie zum Einsatz kommt, muss individuell mit dem Patienten besprochen werden, um die für den jeweiligen Fall beste Therapiemöglichkeit zu erarbeiten.“ Das Universitätsklinikum Erlangen ist Partner der interventionellen Kardiologie.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw