Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

ANGSTERKRANKUNGEN Wie sich die Störungen äußern, welche Behandlungsoptionen es gibt und wann Betroffene sich unbedingt Hilfe suchen sollten – auch wenn es ihnen schwerfällt. VON ALESSA SAILER Die einen haben sie auf dem Fünfmeterbrett im Freibad, die anderen in öffentlichen Verkehrsmitteln, wieder andere, wenn sie eine Spinne in der Badewanne finden: Angst. Für uns Menschen war sie vor Jahrtausenden überlebenswichtig, denn dank des schnelleren Herzschlags und der besseren Durchblutung unseres Körpers konnten wir z. B. schneller vor Gefahren fliehen und uns gegen Bedrohungen wehren. Doch auch heute noch begleiten uns Ängste. Etwa jede vierte bis fünfte Person in Deutschland entwickelt im Laufe des Lebens eine krankhafte Angststörung. „Eine Angsterkrankung äußert sich dadurch, dass sie wiederholt auftritt, die Furcht – objektiv betrachtet – nicht angemessen ist und sie zu deutlichen Einschränkungen im Alltag führt“, erklärt Dr. Timo Oberstein, geschäftsführender Oberarzt der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. Doch was bedeutet „unangemessen“? „Wenn jemand, der aus einem tropischen Land kommt, Angst vor Spinnen hat, ist das anders einzuordnen als hierzulande, wo die Tiere in der Regel harmlos sind“, so der Psychiater. „Auch die Angst vor leeren Plätzen oder die Dramatisierung von im Grunde alltäglichen Herausforderungen sind objektiv gesehen nicht angebracht.“ Selbst auferlegte Isolation Die häufigsten Angsterkrankungen sind Panikstörungen, die soziale sowie die Agoraphobie und die generalisierte Angststörung (s. Kasten auf S. 14). Betroffene verändern ihr Leben oft grundlegend. Viele gehen ihren Hobbys nicht mehr nach oder reduzieren ihre sozialen Kontakte. „Manche Menschen verlassen monatelang ihre Wohnung nicht mehr. Andere gehen nicht mehr zu den Vorlesungen in der Uni und brechen sogar ihr Studium ab, weil sie beispielsweise Angst davor haben, von Kommilitoninnen für ihr Aussehen, ihr Auftreten oder Ähnliches kritisiert zu werden“, berichtet Timo Oberstein. Spätestens dann sei es höchste Zeit, sich ärztliche Hilfe zu suchen. Denn durch die → | 13 Titel Dr. Timo Oberstein Bei Panik- störungen... ... reichen bereits wenige Wochen Therapie aus, um eine deutl iche Besserung zu erzielen. Doch Dauer und Methode sind bei jeder Patientin und jedem Patienten individuel l unterschiedl ich.

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