Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

„Das ist unsere Antarktis.“ Pflegefachkraft Jens Schriewer zieht sich eine warme, blaue Jacke über und nimmt sich eine Mütze vom Kleiderhaken – eine mit dickem Fell und großen, wärmenden Ohrenklappen. „Wir müssen da zügig reingehen, damit nicht unnötig viel Wärme in den Raumkommt“, erklärt er. „Sonst ist das wie bei Ihrem Tiefkühlschrank zu Hause: Wenn der zu lange offen bleibt, vereist er.“ In dem Kühlraum im Untergeschoss der Hartmannstraße 14 herrschen −35 °C. Hier lagert das Blutplasma von Spenderinnen und Spendern des Uniklinikums Erlangen – ein wertvolles Gut, das bis heute kein Labor der Welt künstlich erzeugen kann. Aus dem Plasma stellt die Pharmaindustrie Medikamente her. „Einmal im Monat kommt ein Lkw, um es abzuholen“, sagt Jens Schriewer und hält eine hellgelbe Konserve in die Kamera. Im Schockfroster wurden die Beutel bei −50 °C zu festen Platten zusammengepresst. Plasma enthält Gerinnungsfaktoren, die z. B. Menschen dringend brauchen, die an der Bluterkrankheit (Hämophilie) oder am Von-Willebrand-Syndrom leiden. Letzteres zeigt sich u. a. durch häufiges Nasenbluten, eine starke Regelblutung oder auffallend viele blaue Flecken auf der Haut. „Hier gibt es überall Sensoren für Luftdruck, Feuchtigkeit und Temperatur“, erklärt Jens Schriewer. „Es darf keine Abweichungen geben. Deshalb überwachen wir und die Leitwarte des Uniklinikums permanent alle Werte, und die Kollegen werden zum Beispiel automatisch informiert, wenn bei uns irgendeine Tür nicht richtig geschlossen ist.“ An die „Antarktis“ grenzt der Herstellungsbereich an. Hier bearbeiten die Mitarbeitenden der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung die Blutprodukte aus dem Entnahmebereich – sie prüfen, packen ab, wiegen, dokumentieren und versehen die einzelnen Beutel mit Etiketten. Konzentrate mit roten Blutkörperchen (Ery- throzyten) wandern in einen begehbaren Kühlschrank mit einer Temperatur von 4 °C, Blutplättchen in einen „Thrombozytenschüttler“, der sie permanent hin und her bewegt, damit sie nicht verklumpen, und das Plasma in den −35 °C kalten „Eistresor“. Mehrmals täglich werden Konserven abgeholt und in die Blutbank des Uniklinikums Erlangen in die Krankenhausstraße gebracht. → Bei −35 °C im Kühlraum zieht sich Pflegefachkraft Jens Schriewer lieber wärmer an. Normalerweise trägt er auch Handschuhe. Das gefrorene Blutplasma, das hier lagert, ist bis zu zwei Jahre haltbar. Pflegefachkraft Jens Schriewer | 21 Reportage

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