Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

18 Es antwortet Prof. Dr. Christian Mardin, leitender Oberarzt der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen. E s ist wohl keine Überraschung, dass das ständige Starren auf das Smartphone unseren Augen nicht guttut. Viele Menschen nutzen das Gerät zu häufig, zu lange und zu nah – und sind sich dessen sogar bewusst, wie Umfragen be- legen. Unsere Augen benötigen Abwechslung. Der regelmäßige Wechsel von Nah- und Fern- sicht fordert die Augenmuskeln und hält sie ge- sund. Blicken wir allerdings tagtäglich über ei- nen längeren Zeitraum auf einen Gegenstand, der nur wenige Zentimeter von uns entfernt ist, hat das also selbstverständlich Auswirkungen auf unsere Sehleistung. Wer jetzt im Affekt Handy und Co. verteufelt, dem sei allerdings ge- sagt, dass das beispielsweise auch fürs Bü- cherlesen oder fürs Lernen bei schlechten Lichtverhältnissen gilt! Die ständige und lang andauernde Fokussie- rung auf den Nahbereich – egal, ob technisches Gerät, bedrucktes Papier oder Handarbeit – er- fordert eine permanente Anspannung des Zili- Wie schädlich ist das Smartphone für die Augen? Verschlechtert sich durch die andauernde Nutzung die Sehleistung? Und welchen Einfluss hat blaues Licht? armuskels. Aufgrund der unnatürlichen Bean- spruchung entwickelt sich mit der Zeit eine My- opie. Diese Kurzsichtigkeit stellen wir Augen- ärzte zunehmend bei Kindern und Jugendlichen fest, die ihr Smartphone oder ihr Tablet über- mäßig im Gebrauch haben. Bei Erwachsenen wiederum führt ein solches Verhalten oft zu tro- ckenen Augen, da sich beim Scrollen die Zahl der Lidschläge verringert. Ein weiterer schädlicher Aspekt, der im Zusam- menhang mit der Handynutzung häufig genannt wird, ist das sogenannte Blaulicht. Tatsächlich wird das LED-Licht von den Herstellern so an- gepasst, dass es möglichst hell und modern wirkt. Wie aktuelle Studien belegen, ist die Strahlungsenergie allerdings nicht groß genug, um unsere Netzhaut zu schädigen. Aber: Wer abends im Bett noch im Internet surft, der er- schwert sich das Einschlafen. Unser Körper schüttet das sogenannte Schlafhormon Mela- tonin nämlich erst bei eintretender Dunkelheit aus und ein leuchtendes Display wirkt da kon- traproduktiv. Fazit im Sinne Ihrer Sehkraft: Lassen Sie das Smartphone öfter mal in der Schublade oder nutzen Sie es nicht so lange am Stück und bli- cken lieber immer wieder bewusst in die Ferne. Alles in allem vermute ich aber, dass die Handy- nutzung für das Gehirn und das Sozialverhalten schädlicher ist als für die Augen. Visite

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