Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

17 Titel Corona-Pandemie. Frauen sind in Corona-Zeiten psychisch besonders stark belastet. Mehr Gelassenheit und Online-Programme können gegen Stress helfen. Nicht nur für den Körper ist das Coronavirus ei- ne Gefahr: Es setzt vielen auch mental zu. Zu- kunfts- und Existenzängste, familiäre Konflikte, Sorgen um Angehörige, Isolation und Einsam- keit können Stress erzeugen und psychische Beschwerden hervorrufen oder verstärken. Laut dem Gesundheitsreport der Krankenkas- se DAK nahmen in Bayern im ersten Halbjahr 2020 psychische Leiden wie Depressionen und Ängste um elf Prozent zu. Der erste Durchgang der weltweiten Studie „Life with Corona“ (www. lifewithcorona.org ), für die 12.000 Menschen befragt wurden, zeigte: Innerhalb von Familien fühlen sich Frauen gestresster als Männer. Zu- dem fanden die Forscher heraus, dass junge Menschen interessanterweise besorgter sind und mehr Stress empfinden als Ältere, obwohl Letztere zur Risikogruppe gehören. Offen für Unerwartetes „Heute kommt es auf Ambiguitätstoleranz an – das heißt: auf einen guten Umgang mit Unsi- cherheit“, erklärt Oberarzt Dr. Christian Wein- land von der Psychiatrie des Uni-Klinikums Er- langen. „Menschen tun sich schwer, wenn Din- ge nicht vorhersehbar sind. Wir wollen wissen, wie das Wetter am Wochenende wird, wie sich die Weltwirtschaft entwickelt und eben auch, wie es mit der Pandemie weitergeht. Aber manchmal kann niemand zu 100 Prozent si- cher sagen, ob etwas richtig oder falsch ist. Wer das aushalten kann und offen bleibt für ver- schiedene Entwicklungen, der ist heute im Vor- teil“, sagt Dr. Weinland. Menschen seien von Natur aus unterschiedlich anpassungsfähig. Eine gewisse Freude am Unerwarteten und am Improvisieren lasse sich aber dennoch üben, so Bedrohliches Virus „Die Corona-Pandemie ist ein Kollektivschicksal – das kann die Herausforderung für manche Menschen erträglicher machen“, sagt Psychiater Dr. Christian Weinland. Dr. Weinland. „Gehen Sie doch mal in ein Res- taurant und bestellen Sie etwas, das Sie noch nie gegessen haben. Reisen Sie an einen Ort, an dem Sie noch nie waren, verlassen Sie die Komfortzone“, rät der Stressexperte. Kostenlose Online-Hilfe Wer Stress und Sorgen allein nicht in den Griff bekommt, kann sich telefonisch an den Krisen- dienst Mittelfranken (9.00–24.00 Uhr, 0911 4248550) oder den Krisendienst Oberbayern (rund um die Uhr, 0180 6553000) wenden oder bei einem Psychotherapeuten nach einer Videosprechstunde fragen (www.ptk-bayern. de). Auch das Online-Hilfsangebot der Berliner Humboldt-Universität kann helfen (www.coro- na-stressfrei.de ). Es richtet sich an Menschen, die angesichts der Corona-Pandemie nervös sind, die zu Hause Konflikte erleben, deren Ge - danken kreisen oder die schlecht schlafen. fm

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