Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

20 Gut beraten Loslassen und trauern. Verlusterfahrungen erhöhen das Stresslevel – wie kann Trauer- begleitung dabei helfen, die schmerzhafte Veränderung in das Leben zu integrieren? Der Verlust eines Ehepartners, ein unerfüllter Kin- derwunsch oder der Tod des treuen Hundes – all diese Erfahrungen können Menschen in Trauer ver- setzen. Das Abschiednehmen ist nicht leicht, und trotzdem müssen wir uns solchen schmerzhaften Situationen hin und wieder stellen. Jeder Mensch geht anders mit diesen Erfahrungen um. „Tränen wirken wie ein Ventil“, weiß die Trauerbegleiterin Beatrix Kozjak-Storjohann vom Psychosozialen Dienst der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen. Seit über 25 Jahren unterstützt sie Frauen sowie deren Partner und Familien z. B. dabei, mit Ver- lusterfahrungen in der Schwangerschaft oder mit einem unerfüllten Kinderwunsch umzuge- hen. „Grundsätzlich ist Trauer über Gefühle, Gedanken, Körperreaktionen und das Sozial- Der Trauer Ausdruck verleihen verhalten erfahrbar. Manche suchen gezielt den Austausch mit Menschen, andere ziehen sich hin- gegen zurück. Es gibt zwar typische Reaktionen auf Verlusterfahrungen, etwa das Weinen, jedoch kön- nen diese Reaktionen nicht pauschal vorhergesagt oder auf andere übertragen werden. Trauer ist so individuell wie der Fingerabdruck.“ Nähe und Abstand Charakteristisch ist im Trauerfall die Verunsiche- rung: Sie kommt auf, wenn der Betroffene unge- kannte Gefühle erlebt und mit der Erfahrung nicht umzugehen weiß. Trauernde fragen sich oft: Soll ich meine Emotionen zulassen und über sie sprechen oder verdränge ich sie besser? Auch das soziale Um- feld ist häufig verunsichert und versucht, bestmög- lich zu unterstützen. Die Bedürfnisse trauernder Menschen wechseln manchmal innerhalb kurzer Zeit und können sehr gegensätzlich sein, etwa der Wunsch nach Nähe und der Wunsch nach Abstand. Dieser Umstand verstärkt die Verunsicherung bei den Betroffenen und beim sozialen Umfeld. Die Arbeit von Beatrix Kozjak-Storjohann und ihren zwei Kolleginnen besteht vor allem aus Zuhören: „Den Trauernden tut es oft gut, sich in geschütztem Rahmen über das Geschehene und alle Aspekte ih- Umarmen spendet Trost: Bei körperlicher Nähe schütten wir Dopamin und Oxytocin aus. Die Hormone hellen unsere Stimmung auf und senken das Stresslevel. „Trauer ist so individuell wie der Fingerabdruck.“

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