Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

30 Porträt Anzeige Fortsetzung von S. 29 zu verlassen. Die Treppe nach unten hätte ich vielleicht noch geschafft, den Weg zurück nicht mehr. Der Lock- down hat mich an diese Zeit erinnert und mir wieder das Gefühl gegeben, irgendwie ein- gesperrt zu sein.“ Gleichzeitig macht sie das Verhalten mancher Menschen traurig. „Leute, die ich für intelligent und weitsichtig gehalten habe, sind plötzlich Corona-Leugner. Sie ver- langen, die Risikogruppe solle doch einfach zu Hause bleiben. Diese Menschen müssen sich kein Bein abhacken! Alles, was sie tun sollen, ist, eine Maske zu tragen und 1,5 Meter Ab- stand zu halten.“ Den Blick auf das Gute zu lenken – an manchen Tagen ist das selbst für die „Krebskriegerin“ schwer. Doch auch ihr Verloren- sein, ihren Schmerz und ihre Un- sicherheit gesteht sie offen und spricht damit vielen ihrer Fol- lower aus der Seele. „Scheiße, ich dachte, ich wäre geübter in meinem Resilienzverhalten“, schrieb sie im Sommer 2020 auf Facebook. In den vergangenen fünf Jahren hat sie gelernt, aus Gedankenspiralen auszusteigen und nicht zu tief hineinzurutschen in dunkle Stimmungs- Susanna Zsoter: „Ich hatte früher oft Angst davor, was die Leute sagen würden, wenn ich etwas Bestimmtes mache. Heute habe ich vor fast nichts mehr Angst.“ löcher. Susanna Zsoter ist heute zufrieden. Sie hat noch immer Palliativstatus. Aber genauso hat sie noch Träume, auch wenn die großen Wünsche längst erfüllt sind. Eine Mehrseillänge klet- tern, Nordlichter sehen – das würde sie schon gern noch erle- ben. „Ich habe nicht mehr den Anspruch, krebs- frei zu werden. Denn wenn mein ganzes Glück davon abhängt, ob der Krebs weggeht oder nicht, kann ich im Hier und Jetzt nicht glücklich sein. Und das ist alles, worauf ich mich konzen- triere. Ich habe den Mut, fröhlich zu sein.“ fm „Jetzt ist die Zeit, an die sich meine Angehörigen erinnern werden. Ich möchte, dass sie mich fröhlich in Erinnerung behalten.“

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