Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

7 Titel Laut der Studie „Entspann dich, Deutschland“ der Techniker Krankenkasse (TK) haben fast zwei Drittel der Menschen den Eindruck, dass das Leben heute stressiger ist als noch vor 15 oder 20 Jahren. Am stärksten empfinden das die 50- bis 59-Jährigen. Job, Freizeit, hohe Ansprüche Laut der TK-Studie fühlen sich 46 Prozent der Deutschen durch Ausbildung oder Beruf gestresst. Auf Platz zwei (43 Prozent) liegen die eigenen ho- hen Ansprüche. Dritter großer Stressor (33 Pro- zent) sind zu viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit. Auch die tägliche Fortbewegung löst bei jedem Dritten, vor allem bei Erwerbstätigen, Stress aus. So sind Pendler nach Angaben der TK deutlich gestresster als Nicht-Pendler. Autofahren belastet die psychische Gesundheit dabei stärker als das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Pend- ler leiden häufiger unter Schlafstörungen, Müdig - keit, Bluthochdruck, Rücken- oder Kopfschmer- zen. 28 Prozent der Teilnehmer der TK-Befragung setzt zudem die ständige Erreichbarkeit über Smartphone und soziale Medien unter Druck. Worauf habe ich Einfluss? „Gegen bestimmte gesellschaftliche Entwicklun- gen, wie die durchgetaktete Arbeitswelt und die permanente mediale Überfrachtung, können wir erst einmal nichts tun“, sagt Dr. Christian Wein- land. „Der therapeutische Ansatz ist deshalb der: Worauf habe ich selbst Einfluss? Was kann ich ver - ändern? Hier sollten wir ansetzen, um unseren Stress zu reduzieren“, erklärt der Facharzt für Psy- chiatrie und Psychotherapie an der Psychiatri- schen und Psychotherapeutischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. Also: Ändern, was sich ändern lässt. Akzeptieren, was sich nicht ändern lässt. Oder eben den Mut haben für eine radikale Zäsur im eigenen Leben, getreu dem Motto: „Love it, change it or leave it!“ (Liebe es, verändere es oder lass es hinter dir!). In jedem Fall entscheidet unsere eigene Beurteilung der Dinge darüber, wie stressig wir sie empfinden. Nach dem Stressmodell des Psychologen Richard Lazarus entsteht Stress auf zwei Stufen: In einem ersten Schritt beurteilen wir einen Reiz – etwa eine berufliche Aufgabe oder einen familiären Konflikt – als für uns relevant. Im zweiten Schritt wägen wir ab, ob wir die Ressourcen haben, mit diesem Reiz fertigzuwerden. „Erst durch diese Bewertung ent- steht Stress“, erläutert Dr. Weinland. „Wenn etwas für mich irrelevant oder positiv besetzt ist, erzeugt das keinen Stress. Ebensowenig tut es das, wenn etwas zwar relevant ist und durchaus auch heraus- fordernd, aber für mich gut machbar. → 5 Anti-Stress-Tipps von Dr. Christian Weinland ● Treiben Sie Sport! Am besten fünfmal die Woche ins Schwitzen kommen. Wichtig: Regelmäßigkeit. ● Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk und tauschen Sie sich mit Ihrer Familie und mit Freunden aus. ● Lernen Sie, zu entspannen und es auszuhalten, auch mal nichts zu tun. Planen Sie Entspannungszeiten fest ein und nehmen Sie sie ernst. ● Unterbrechen Sie das ständige Reagieren auf Ereignisse und Dinge und entscheiden Sie bewusst, wofür Sie sich jetzt Zeit nehmen wollen. ● Nutzen Sie Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training und üben Sie sich in Achtsamkeit (S. 12).

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw