Gesundheit erlangen - Sommer 2021

18 Titel Worauf kommt es an? Wir haben nachgefragt bei Prof. Dr. Mario Perl, Direktor der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen, und seinem Team. Sie unterstützen u. a. die Profisportler der SpVgg Greuther Fürth und der Höchstadt Alligators bei Verletzungen und Schmerzen. Sollte man sich beim Sport dehnen? Ob Dehnen vorher sinn- voll ist, hängt von der Sport- art ab. Bei einigen Disziplinen ist intensives Deh- nen Bestandteil des Aufwärmens, z. B. bei vielen Kampfsportarten. Kommt es auf Schnellkraft an, eignet sich eher moderates Dehnen. In jedem Fall, z. B. auch beim Joggen, sollte nur ein erwärmter Muskel gedehnt werden – und zwar vor oder nach dem Sport. Ist extreme Beweglichkeit gefragt, ist im Vorfeld eher statisches Dehnen angebracht. Dabei wird eine Position bis zu zwei Minuten lang gehalten. Auch nach dem Training ist moderates statisches Dehnen möglich, sobald sich die Mus- keln etwas regeneriert und gelockert haben. Bei Sportarten, die eine Spitzenbelastung der Musku- latur erfordern, erhöht sich durch das Dehnen da- nach allerdings das Risiko für kleine Muskelverlet- zungen und damit auch für Muskelkater. Sind Faszienbehandlungen, etwa mit der Blackroll, sinnvoll? Das Fasziendistorsionsmodell von Dr. Stephen Ty- paldos mit sechs typischen Störungen innerhalb der Faszien ist bisher nur begrenzt wissenschaft- lich belegt. Die neueste Forschung hat aber dazu beigetragen, dass den Faszien eine wichtigere Rol- le in der Krankheitsentstehung und in der Thera- pie zugesprochen wird. Es gibt Hinweise darauf, dass das „Foam-Rolling“ mit einer Faszienrolle das Aufwärmen und die Beweglichkeit unterstützt. Ein Starke Muskeln, schmerzfreie Zusatznutzen im Vergleich zu klassischen Dehn- übungen ist für Faszienrollen aber nicht nachge- wiesen. Auch was die Leistungsfähigkeit und die Erholung nach dem Sport angeht, scheinen die Effekte des Foam-Rollings begrenzt zu sein. An- wender berichten aber oft von einer deutlichen Lockerung der Muskel-Faszien-Strukturen und von einer besseren Beweglichkeit. Sollte man sich bei Gelenk- oder Muskel- schmerzen, z. B. im Knie, schonen oder sich weiter bewegen? Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Hier sind immer die individuellen Ursachen für die Ge- lenk- oder Muskelbeschwerden entscheidend. Die HUNT-3-Studie, eine Untersuchung mit über 46.000 Norwegern, zeigte aber, dass ein- bis drei- mal Sport die Woche das Risiko für chronische Schmerzen reduziert. Welche Fitnessübungen sind schädlich? Fitnessübungen sind verschiedenen Trends und Philosophien unterworfen. Auch hier gilt, individuell zu prüfen, wo Probleme und Beschwerden liegen. Wichtig für Neueinsteiger und diejenigen, die ihre Leistung deutlich steigern wollen: ausgebildete Trainer hinzuziehen. Sie entwerfen persönliche Trainingspläne und leiten Übungen fachgerecht an. Kann man sich auch beim Yoga ernsthaft verletzen? Yoga eignet sich sehr gut, um Flexibilität und Ge- sundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Ernsthafte

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