Gesundheit erlangen - Herbst 2021

22 Titel Fortsetzung von S. 21 Nina Stengel betont: „Immer wieder höre ich An- gehörige sagen: ‚Du musst positiv denken! Bleib stark, lass dich nicht hängen!‘ Aber das ist zu viel verlangt, denn es ist ja klar, dass eine Krebsdiagnose auch negative Gedanken und Gefühle hervorruft!“ Traurigkeit, die Auseinan- dersetzung mit dem Tod und Sorgen um die Zu- kunft der Familie seien normal und gehörten dazu. „Ich möchte die Patientinnen und Patien- ten entlasten und ihnen einen Raum für solche Gefühle geben“, so Nina Stengel. Ein Aspekt sei oft auch gegenseitiges Schonen. „Einerseits wollen sich Betroffene Nahestehenden mit ih- ren Ängsten nicht zumuten. Andersherum möchten auch die Angehörigen ihre Sorgen nicht teilen, weil sie fürchten, der oder dem Be- troffenen damit den Mut zu nehmen.“ Hier rät die Psychologin beiden Seiten zu mehr Offen- heit und Ehrlichkeit. Auch Angehörige können das Gespräch mit ihr suchen. „Mich hat mein soziales Umfeld immer sehr unterstützt“, sagt Jessica R. „Eine Freundin ruft mich wirklich je- Psychoonkologin Nina Stengel begleitet Krebspatientinnen und -patienten durch deren Erkrankung. den Tag an. Meine Eltern und Schwestern waren immer für mich da, haben mich in der Klinik be- sucht, mir beim Schlafen zugeschaut oder mich motiviert, etwas zu spielen.“ Durch ihre Krank- heit habe sie aber auch gelernt, mit sich allein Zeit zu verbringen, geduldig zu sein, eins nach dem anderen anzugehen und die Dinge so anzu- nehmen, wie sie sind. „Sich dagegen zu wehren, kostet nur unnötig viel Kraft“, weiß die 30-Jähri- ge. „Durch die Erkrankung bin ich bescheiden und zufrieden mit mir geworden. Ich war noch nie so sehr im Reinen mit mir wie jetzt.“ fm Eine psychoonkologische Unterstützung ● ... ist kein Muss für alle. Manche Patientinnen bzw. Patienten kommen auch ohne psychologische Betreuung gut zurecht. ● ... kann beim Entspannen helfen, etwa durch die Anleitung zu Imaginationsreisen, Atem- oder Achtsamkeitsübungen. ● ... kann helfen, die Aufmerksamkeit auf Dinge zu richten, die stärkend wirken. So machen manche Patientinnen und Patienten z. B. Pläne für die Zeit nach ihrer Therapie. INFO Psychoonkologischer Dienst des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-44802 E-Mail: psychoonkologie@uk-erlangen.de Am Uni-Klinikum Erlangen sind aktuell neun Psychoonkologin- nen und -onkologen im Einsatz.

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