Gesundheit erlangen - Herbst 2021

23 Es antwortet Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrischen und Psychothera- peutischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. K lar ist, dass es zwischen dem Darmmikrobi- om und der psychischen Gesundheit Zusam- menhänge gibt. Wir müssen aber noch erfor- schen, wie diese genau aussehen. Bei der Frage, wie wir Krankheiten mithilfe der Darm- flora therapieren können, stehen wir noch ganz am Anfang. Aber Tierstudien zum Ein- fluss des Mikrobioms bei depressionsähnli - chem Verhalten stimmen optimistisch. Und die Gabe von Probiotika – also lebenden Mi- kroorganismen – zeigt immer wieder Erfolge bei der Linderung depressiver Symptome. Ein Beispiel aus der Forschung: In einer rando- misierten, doppelblinden, placebokontrollier- ten Studie wurde untersucht, wie sich eine probiotische und eine präbiotische Nahrungs- ergänzung auf die Depressivität auswirkt. Ins- gesamt nahmen 81 Patientinnen und Patien- ten an der Studie teil; sie wurden zufällig einer probiotischen, präbiotischen oder der Place- bogruppe zugewiesen. Die probiotische Grup- Lässt sich eine Depression im Darm behandeln? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Darmflora und der psychischen Gesundheit? pe erhielt die Bakterien Lactobacillus helveticus und Bifidobacterium longum. Das Präbiotikum – ein unverdaulicher Lebensmittelbestandteil, der das Bakterienwachstum im Darm fördert – war Galactooligosaccharid. Das Ergebnis: Nach einer achtwöchigen Behandlung zeigten die „probiotischen“ Probanden einen signifikanten Rückgang ihrer Depressionswerte im Vergleich zur präbiotischen und zur Placebogruppe. Solche Studien sind vielversprechend, aller- dings gibt es bisher nur wenige Untersuchun- gen dieser Art und eine nur geringe Proban- denzahl. Zudem sind die Wirkmechanismen hinter solchen positiven Ergebnissen noch un- klar. Um also wirklich fundierte Aussagen zur „mikrobiellen Psychotherapie“ treffen und ge- zielte Veränderungen des Mikrobioms ins Be- handlungsportfolio bei depressiven Störungen aufnehmen zu können, braucht es weitere wis- senschaftliche Belege. Visite

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