Gesundheit erlangen - Herbst 2021

53 Aktiv leben Also konsultiere ich doch wieder das WWW und er- fahre, dass ein Hula-Hoop für eine Anfängerin wie mich ungefähr 100 cm Durchmesser haben und 1,2 kg wiegen sollte. Auf einem Online-Marktplatz werde ich schnell fündig. Eher spät auf einen Trend aufzuspringen, hat den Vorteil, dass die Ersten be- reits wieder abspringen und die vor Kurzem neu erworbenen Utensilien günstig weiterverkaufen. Als ich zwei Tage später in der Nachbarschaft den gebrauchten Reifen abhole, gibt mir die Vorbesitze- rin noch eine Warnung mit auf den Weg: „Seien Sie auf blaue Flecken gefasst!“ Doch nicht kinderleicht Mein Modell besteht aus sechs Einzelteilen. Vorteil: Das Gerät lässt sich schnell platzsparend verstau- en und leicht transportieren. In Windeseile stecke ich den Reifen zusammen und mache den Wohn- zimmer-Check: Zwischen Fernseher und Glasvitrine ist glücklicherweise genug Platz, um die Hüften zu schwingen. Doch genau da fangen die Probleme schon an: Ich war noch nie gut darin, die Hüften zu schwingen. Obwohl ich mein neues Sportgerät schwungvoll anschubse und konzentriert mit den Hüften wackele, kreiselt es dem Boden entgegen. Der Nachbar im Stockwerk unter mir hat den Knall bestimmt gehört – es wird nicht der letzte sein für heute. Immer wieder setze ich an, aber mehr als drei Runden schaffe ich nicht. Kleiner Trost: Wenig- stens steht mir der Schweiß auf der Stirn, es fühlt sich also zumindest wie Sport an. Nach fünf Minu- ten googele ich „Tipps Hula-Hoop-Anfänger“ – nach zehn Minuten gebe ich auf. Tipps und Tricks Am nächsten Morgen bewahrheitet sich die Pro- phezeiung der Vorbesitzerin: Auf meiner linken Hüf- te prangt ein riesiger blauer Fleck. Das bedeutet: Pause machen! Meine Haut muss sich erst ans Hul- lern gewöhnen. Ich nutze die Zeit, ummir einige der kostenlosen Video-Tutorials im Internet anzusehen: Am allerwichtigsten ist, dass ich den Bauch und möglichst auch den Beckenboden anspanne – das ist das A und O. Die Beine sollten etwas weiter als schulterbreit auseinanderstehen und die Zehen- spitzen leicht nach außen zeigen. Schrittstellung ist ebenfalls möglich. Ob ich meine Hüfte von rechts nach links oder von vorn nach hinten bewe- ge, ist egal. Eigentlich reicht sogar eine minimale Bewegung, um den Reifen in Bewegung zu halten, doch für Anfängerinnen sei es normal, noch recht hektisch zu hullern. Deswegen: viel üben und nur langsam steigern! Am Anfang sind fünf Minuten schon genug. Meine persönliche Erkenntnis am En- de des zweiten Übungstages: einfach machen, bloß nicht denken! Je intuitiver ich mich auf den Reifen einlasse, desto länger bleibt er oben. Solche kleinen Erfolge tun gut, und ich setze mir neue, be- wusst kleine Ziele: den Reifen 30 Sekunden lang nicht zu verlieren, dann eine Minute … Fazit nach zwei Wochen: Die Begeisterung von Tag eins konnte ich mir leider nicht erhalten und in die Öffentlichkeit wage ich mich mit meinem neuen Sportgerät auch nicht. Doch gerade an Homeoffice- tagen oder wenn es z. B. regnet, greife ich gern zu meinem Reifen und huller ein bisschen: lieber zehn Minuten ringen mit dem Ring als gar keine Bewe- gung. bm Wer hat hier eigentlich wen im Griff? Ich und mein Hula-Hoop.

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