Gesundheit erlangen - Frühling 2022

10 | Titel Neue Risikogruppe Seit einigen Jahren stellen die Spezia- listinnen und Spezialisten der Medizin 4 immer häufiger Nierenerkrankungen bei Männern mittleren Alters fest, die früher hätten diagnostiziert werden können, wenn die Betroffenen zu einem Vorsorge- termin gegangen wären. „Da merken wir schon, dass die Musterungsuntersuchun- gen bei der Bundeswehr weggefallen sind und sich hier eine neue Risikogruppe gebildet hat. Im Gegensatz zu Frauen, die beim gynäkologischen Routinecheck hin und wieder Urin abgeben, lassen sich Männer meist erst dann untersuchen, wenn sie schon krank sind“, bedauert Prof. Schiffer. Er rät daher dazu, regel- mäßig seinen Urin untersuchen zu lassen – etwa auf Eiweiß –, auch wenn aktuell keine akuten Beschwerden vorliegen. Fortsetzung von S. 9 Bluthochdruck kann allerdings nicht nur Ursache für eine chronische Nieren- schwäche sein, sondern auch eine ihrer Folgeerscheinungen. Denn: „Lässt die Nierenfunktion nach, bildet das Organ vermehrt blutdrucksteigernde Stoffe und scheidet zu wenig Wasser aus dem Körper aus“, sagt Roland Schmieder. Beides lässt den Blutdruck noch weiter ansteigen und schadet wiederum den Nieren. „Diesen Teufelskreis müssen wir möglichst schnell durchbrechen.“ Ganzer Körper betroffen Prof. Schmieder ist auf die Behandlung von Hypertoniepatientinnen und -pati- enten spezialisiert und weiß: Bluthoch- druck fügt unserem Körper an vielen Stellen Schaden zu, nicht nur im Be- reich der Nieren. Als zu hoch gelten Werte ab 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). „Etwa die Hälfte der Herzinfarkte ist hierzulande auf zu ho- hen Blutdruck zurückzuführen. Knapp zwei Drittel aller Schlaganfälle gehen ebenfalls auf sein Konto“, erklärt Roland Schmieder. Weil Hypertonikerinnen und Hypertoniker zu Gefäßverengungen, al- so Arteriosklerose, neigen, treten bei ihnen auch häufig Gedächtnis- und Durchblutungsstörungen auf. Die Netz- haut kann durch den geringeren Blut- fluss ebenfalls geschädigt werden, was oft Einschränkungen beim Sehen zur Folge hat. Das Problem: „Bluthochdruck tut nicht weh“, stellt Prof. Schmieder nüchtern fest. „Deswegen bleibt er oft jahrelang unentdeckt und fällt in der Regel erst auf, wenn Betroffene aus ei- nem anderen Grund eine ärztliche Pra- xis aufsuchen.“ Umfassende Expertise Neben der Behandlung von Hypertoni- kerinnen und Hypertonikern liegt ein Schwerpunkt der Expertinnen und Ex- perten der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen auf der Begleitung beim Nie- renersatzverfahren, also bei der Dialyse oder einer Transplantation. „Außerdem versorgen wir in der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen als eine von we- nigen Einrichtungen in Nordbayern auch Kinder und Jugendliche mit geschädig- ten Nieren“, sagt Prof. Schiffer. Ein wei- terer Fokus liegt auf der Behandlung von Menschen mit akutem Nierenversagen – etwa im Rahmen einer Sepsis oder nach einem Unfall – und mit seltenen Nieren- erkrankungen. „Wer deswegen zu uns kommt, hat oft einen langen Leidensweg hinter sich“, bedauert Mario Schiffer. Prof. Dr. Mario Schiffer ist seit 2018 Klinik- direktor der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen und wurde 2021 als neuer Gene- ralsekretär in den Vor- stand der Deutschen Transplantationsgesell- schaft e. V. gewählt. Seit 2022 ist er auch Sprecher des Nephro- logischen Kompetenz- zentrums Nordbayern. Prof. Dr. Roland Schmieder ist Oberarzt der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen und leitet die hiesige Klinische Forschungs- station für Hypertonie und Gefäßmedizin.

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