Gesundheit erlangen - Frühling 2022

28 | Menschen Fortsetzung von S. 27 Akzeptanz als Stärke Um ihren Beruf weiterhin ganztägig ausüben zu können, musste die Erzieherin einen Dialysevor- gang am Arbeitsplatz durchführen. „Die Kinder haben die Beutel gesehen und natürlich nachge- fragt. Mit Bechern, in die wir Wasser gegossen ha- ben, habe ich ihnen erklärt, was da passiert“, lacht sie. Dieser offene Umgang mit der schweren Er- krankung, ein enger Zusammenhalt und ihre posi- tive Akzeptanz gaben der Familie die Kraft, alle Belastungen zu überstehen. „Es ist eben, wie es ist“, meint Julias Mutter achselzuckend. „Außer viel Gottvertrauen hat sicherlich auch unser schrä- ger Humor geholfen. Etwa, wenn meine Tochter beim Kaffeetrinken frotzelt: „Ich habe übrigens bald drei Nieren und du nur noch eine.“ Mit Mut in den OP-Saal Humor und Durchhaltevermögen waren auch nö- tig: Die Transplantation Ende Januar 2022 erforder- te umfangreiche Voruntersuchungen und der ur- sprüngliche OP-Termin im November 2021 musste coronabedingt verschoben werden. „Wir wollten es schnell machen lassen“, betont Katja D. zwei Tage vor dem entscheidenden Eingriff. „Wir glauben fest daran, dass alles glücklich verläuft und meine Niere danach gut für Julia arbeitet.“ Den größten Bammel hatte die 49-Jährige, die zuvor noch nie operiert worden war, vor der mehrstündigen Narkose. Ihre Sorge war allerdings völlig unbegründet. „Ich war froh, als ich danach wieder in unserem Zimmer war. Zwei Tage lang war mir noch übel, weil ich die Nar- kose nicht vertragen habe“, beschreibt sie ihren Zu- stand nach der mehrstündigen OP. Die routinierten Handgriffe sind bald Vergangenheit: Julia beginnt eine ihrer letzten Peritonealdialysen am Tag vor der Transplantation. Lebendspende Gesunde Menschen kön- nen eine ihrer Nieren spenden und dennoch ohne Einschränkungen und Medikamenteneinnahme weiterleben wie vorher: Die verbleibende Niere kompen- siert den Verlust zügig und effizient mit einer gesteiger- ten Funktionsleistung. Die Nierentransplantation von Katja D. und Julia S. war die 415. Lebendspende am Uni-Klinikum Erlangen. Alle Lebendspenderinnen und -spender werden jährlich umfassend untersucht.

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