Gesundheit erlangen - Winter 2022/2023

| 57 Wir bewegen unsere rechte Fußsohle über die kleine Faszienrolle vor und zurück – mit Druck nach vorn, ohne Druck nach hinten. Und noch einmal … Nach ein paar Durchgängen stellen wir den Fuß am Boden ab, vergleichen links und rechts. „Wie fühlt sich die bearbeitete Seite jetzt an?“, fragt Qigonglehrerin Cornelia Grob. „Irgendwie geerdeter“, antworte ich, „flacher, eingesunkener“, eine andere Teilnehmerin. Wir wiederholen das „Ausrollen“ der Plantarfaszie links und spüren anschließend unseren Stand. Zentriert und stabil soll er sein, wie in der fernöstlichen Kampfkunst. Nicht zu viel Last in den Ballen oder Fersen, nicht zu viel links oder rechts, sondern eben genau so, dass alles Gewicht mittig durch die Fußsohlen nach unten sinken kann. „Starten wir mit der Atemblume“, sagt Cornelia Grob. Aufrichten und aufblühen Wir verwurzeln uns im Boden. Die aneinandergelegten Handrücken steigen langsam vor dem Körper nach oben bis über den Kopf. Dort öffnet sich die Knospe und die ausgestreckten Arme sinken seitlich nach unten. Unsere nach oben geöffneten Handflächen kommen mittig zusammen, sodass sich die Fingerspitzen berühren. Dann heben wir einen glänzenden Energieball bis mittig unter das Brustbein, drehen die Hände und führen den Ball wieder nach unten – bis vor das Energiezentrum im Unterleib. Von dort aus bringen wir die Energie nach hinten zu den Nieren, streichen dann an den Beinaußenseiten nach unten, um die Fußaußenkanten herum und an den Beininnenseiten zurück nach oben. „Die Aufmerksamkeit ist immer da, wo eure Hände sind“, erinnert uns Cornelia Grob. In der Körpermitte angekommen, beginnt ein neuer Zyklus der Atemblume. „Ich mag diese Bilder im Qigong“, sagte eine Teilnehmerin in der Vorstellungsrunde zu Beginn. „Ich stelle sie mir vor und bin 90 Minuten lang im Hier und Jetzt.“ Es gibt eine enorme Vielfalt an Qigongformen und -übungsfolgen. In China wurden sie über vier Jahrtausende hinweg erdacht und weiterentwickelt. Aktiv leben „Oft sind die Übungen von Tieren, Pflanzen und Naturphänomenen inspiriert und gehen davon aus, dass sich deren Eigenschaften auch in uns wiederfinden bzw. sich auf uns übertragen lassen“, erklärt Cornelia Grob im Nachgang. Sie unterrichtet Daoyin Yangsheng Gong – eine Methode, die Muskeln, Sehnen und Knochen stärken soll. Die Abfolgen sind geschmeidig und kraftvoll zugleich. Sie richten die Wirbelsäule auf und machen den Körper beweglicher. Nach innen spüren Das Ziel von Qigong ist es, die Gesundheit zu pflegen, die Persönlichkeit weiterzuentwickeln und das Bewusstsein zu schulen. Die Deutsche Qigong-Gesellschaft e. V. schreibt: „Qi könnte mit Lebensenergie, Vitalität, Lebendigkeit, Beseeltheit übersetzt werden. Gong bedeutet beharrliches Üben.“ → Qigong kann im Stehen, aber auch im Sitzen praktiziert werden. Manche Sequenzen sind sogar im Liegen möglich.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw