Gesundheit erlangen - Frühling 2023

Vom Teufe ls- in den Enge lskreis Wenn Sie, wie ich, hin und wieder Migräne haben, wissen Sie, wie schön es ist, wenn der Schmerz nachlässt. Oder Sie erinnern sich an den Moment, in dem sich die quälende Nackenverspannung unter einem Wärmekissen löste oder in dem Ihnen ein Medikament die Schmerzen nach einer OP nahm. Möglicherweise haben Sie sogar schon mal selbst eine Schmerzpumpe gedrückt (S. 16). Vielleicht gehören Sie aber auch zu jenen Menschen, die Schmerzen fast täglich begleiten – vielleicht schon seit Monaten oder gar Jahren. In diesem Fall hat sich der Schmerz von seiner Ursache entkoppelt – er besteht chronisch fort und hält sich selbst aufrecht. Je vehementer Sie ihn loswerden wollen, desto belastender wird er. Die negativen Gedanken kreisen, die Stimmung ist gedrückt, der soziale Rückzug hat begonnen, der Kampf gegen das Schmerzmonster scheint aussichtlos. In solchen Fällen vermittelt das Schmerzzentrum des Uniklinikums Erlangen seinen Patientinnen und Patienten im Rahmen einer multimodalen Therapie, dass wirklich jeder etwas gegen seine Beschwerden tun kann. Dass das möglich ist, hat auch die 43-jährige Patientin erlebt, die aufgrund ihrer Multiplen Sklerose jahrelang unter starken Nerven- und Muskelschmerzen litt (S. 8). Was zählt, ist die innere Haltung: Es gilt, das Kämpfen gegen den Schmerz sein zu lassen und die Realität erst einmal so anzunehmen, wie sie ist. Akzeptieren hat dabei nichts mit Resignieren zu tun. Niemand muss seine Schmerzen gut finden! Aber nur durch Annehmen des Ist-Zustandes kann – wie Oberärztin Dr. Britta Fraunberger sagt – aus dem Teufelskreis des Schmerzes ein „Engelskreis“ werden: Mit kleinen Schritten und Erfolgserlebnissen wird das eigene Leben langsam zurückgewonnen – der Blick auf das gerichtet, was Freude und Sinn stiftet, was gut und möglich ist (nicht unmöglich). Viele psychologische Strategien und Übungen helfen Schmerzbetroffenen dabei, ihre Aufmerksamkeit und ihre Gedanken in eine nützliche Richtung zu lenken (S. 14). In diesem Sinne wünsche ich Ihnen hilfreiche Erkenntnisse und immer wieder den Mut und die Offenheit, neue Wege zu gehen. Credo der Ge lassenhei t Dieser wahre und immer wieder schöne Spruch gi lt für Schmerzzustände ganz besonders: „Gi b mir die Ge lassenhei t, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gi b mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und gi b mir die Weishei t, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ Editorial | 3

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