Gesundheit erlangen - Sommer 2023

Medizin | 27 Frau Dr. Wagner, noch wissen wir nicht, ob 2023 ein sogenanntes Wespenjahr wird. Sicher kommen aber wieder viele Menschen mit Insektenstichen zu Ihnen in die Sprechstunde. Das stimmt, jährlich suchen uns sehr viele Patientinnen und Patienten auf, die über ganz unterschiedliche Symptome beispielsweise nach einem Wespen- oder Bienenstich klagen. In 92 bis 94 Prozent aller Fälle handelt es sich um normale Stichreaktionen, 4 bis 5 Prozent der Betroffenen leiden unter Lokalreaktionen und bei 2 bis 3 Prozent diagnostizieren wir eine systemische allergische Reaktion auf das Insektengift. Viele sind nach einem Stich ängstlich oder hektisch. Woran erkenne ich, dass ich tatsächlich allergisch bin? Ganz klar: Niemand wird gern gestochen. Es schmerzt, die Einstichstelle schwillt an und juckt. Bei den meisten Menschen lindern kühlende Hausmittel rasch die Beschwerden, zum Beispiel ein Coolpack. Treten allerdings nach dem Stich – meist innerhalb von zwei, manchmal erst nach sechs bis acht Stunden – Symptome fernab der Einstichstelle auf, ist Vorsicht geboten! Achten Sie auf Quaddeln, Juckreiz und Rötungen, auf Atemnot, Schwindel- gefühl, Übelkeit und Erbrechen. Aber Allergikerinnen und Allergiker sind sich der Gefahr doch bewusst? Das Tückische an Allergien ist, dass sie im Lauf des Lebens jederzeit plötzlich auftreten können. Auch eine Person, die schon oft gestochen wurde und die es jedes Mal gut überstanden hat, kann unerwartet eine allergische Reaktion – im schlimmsten Fall einen anaphylaktischen Schock – erleiden. In solch einem Fall ist weder der Betroffene selbst noch SPRECHSTUNDE Ein Bienen- oder Wespenstich ist ärgerlich und tut weh – für manche Menschen kann der kleine Piks allerdings lebensgefährlich sein. Wie sich eine Insektengiftallergie bemerkbar macht und wem eine Hyposensibilisierung helfen kann, erklärt PD Dr. Nicola Wagner. INTERVIEW VON BARBARA MESTEL PD Dr. Nicola Wagner ist Sprecherin des Allergiezentrums und Oberärztin der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen. sein Umfeld darauf vorbereitet und es liegt kein Notfallset bereit. Nun gilt: Haben Sie keine falschen Hemmungen, sondern wählen Sie sofort den Notruf! Und wie geht es dann weiter? Nach der Akutversorgung sollten Betroffene in jedem Fall einen Termin mit einer Allergologin oder einem Allergologen vereinbaren, um die Stichreaktion grundsätzlich abzuklären. Das können Ärztinnen und Ärzte aus der Dermatologie, der Lungenheilkunde, der Inneren Medizin, der Hals-NasenOhren-Heilkunde oder der Kinderheilkunde sein. Bei uns im Allergiezentrum und in der Hautklinik gibt es dafür die Spezialsprechstunde „Allergien“. Wie genau gehen Sie vor? Wir beginnen mit einer gründlichen Stichanamnese. Dabei erfassen wir, wann und wo Sie → Allergischer Schock Ein anaphylaktischer Schock ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand. Die Symptome reichen von generalisiertem Juckreiz und Übelkeit über Sehstörungen bis hin zu Atemnot.

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