Gesundheit erlangen - Sommer 2023

36 | Menschen Fortsetzung von S. 35 sah Michael Heiden seine einzige Rettung in einer kombinierten Pankreas-Nieren-Transplantation. Hinzu kam, dass der Projektmanager im Jahr 2022 aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen vorzeitig in Rente gehen musste. „Trotz der Insulinspritzen und Dialysespülungen habe ich lange versucht, im Job zu bleiben, aber das Prozedere ließ mir keinen Spielraum für regelmäßige Arbeit“, berichtet er. Die erzwungene Untätigkeit deprimierte den lebensfrohen Mann zunehmend. „Ich hatte überhaupt keine Lebensqualität mehr und sah ohne eine Transplantation keine positive Perspektive.“ Lebensrettender Eingriff Pankreastransplantationen erfordern eine hohe Expertise und werden in Deutschland nur in wenigen ausgewählten Zentren durchgeführt, am häufigsten in Kombination mit einer Nierentransplantation. Mangels Spenderorganen wurden 2022 in Deutschland nur 44 Bauchspeicheldrüsen transplantiert, davon 7 am Uniklinikum Erlangen. „Der Eingriff heilt den dialysepflichtigen Typ1-Diabetes. Somit werden Lebensqualität und Lebensprognose um ein Vielfaches verbessert“, erklärt Oberärztin Katharina Heller. Im interdisziplinären Transplantationszentrum am Uniklinikum Erlangen arbeiten bei Pankreas-NierenTransplantationen erfahrene Medizinerinnen und Mediziner aus Anästhesiologie, Chirurgie, Gefäßchirurgie, Nephrologie und Urologie auch am OPTisch Hand in Hand. Erfolgreich transplantiert Michael Heiden lebt jetzt insulin- und dialysefrei und besuchte bereits ein Vierteljahr nach dem komplizierten Eingriff wieder regelmäßig ein Fitnessstudio. Nachdem er vom Organspendelauf am 25. April 2023 erfahren hatte, zog es den sportbegeisterten Mann umgehend aufs Laufband. Sobald es das Wetter zuließ, begann er, draußen zu trainieren. „Mein Ziel für den Organspendelauf war von Anfang an die 10-Kilometer-Distanz“, schmunzelt Michael Heiden, „aber die vierwöchige Reha bremste mich erst mal aus, weil ich dort nicht so viel Sport treiben durfte, wie ich wollte.“ Schließlich erhielt der energiegeladene Patient die ärztliche Erlaubnis, sein Sportpensum nach eigenem Gutdünken zu erhöhen. „Sonst hätten sie mich festbinden müssen“, lacht Michael Heiden. „Mir geht es seit der Transplantation so unfassbar gut. Ich hatte nach dem Eingriff überhaupt keine Schmerzen, und beide Organe funktionieren prächtig.“ Auch die Immunsuppressiva, die er fortan bis an sein Lebensende einnehmen muss, damit sein Körper die Transplantate nicht wieder abstößt, verträgt er gut. Jeden Morgen nimmt er insgesamt sieben große Kapseln ein und trinkt danach über den Tag verteilt mindestens eineinhalb Liter Wasser. „Manchmal ist mir nach den Tabletten etwas schwindlig und ich habe Kopfschmerzen, aber auch hier hilft mir die Bewegung. Die richtige Dosierung wird dauernd überprüft und neu eingestellt, damit sollte dieses letzte Pro- blemchen auch bald gelöst sein“, meint er. Engagement für andere Seiner Organspenderin schickt Michael Heiden täglich in Gedanken ein leises „Danke“: „Ich habe erst während der Reha kapiert, was für ein Glückspilz ich bin“, sagt er nachdenklich. „Bei einigen der transplantierten Menschen dort funktionierten die Spenderorgane nicht so gut, andere hatte die jahrelange Dialyse körperlich stark beeinträchtigt.“ Auch deshalb empfindet er jeden Tag als Geschenk und möchte andere daran teilhaben lassen, wie er zu seiner alten Aktivität zurückfinden durfte. „Sobald sich körperlich alles gut eingespielt hat, möchte ich mich wieder ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagieren und dabei auch jungen Menschen mitteilen, wie lebenswichtig eine bewusste Haltung zur Organspende ist.“

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