Gesundheit erlangen - Sommer 2023

| 51 Kopfsache KOPFSACHE Wie findet man passende Worte (und Taten), wenn einem die Krebsdiagnose eines nahestehenden Menschen die Sprache verschlägt? Psychologin Martina Madl gibt Empfehlungen und Hintergrundinformationen. INTERVIEW VON FRANZISKA MÄNNEL Frau Madl, was bedeutet eine Krebserkrankung für die Angehörigen und Freunde des Betroffenen? Die Diagnose ist nicht nur für die Patientin oder den Patienten, sondern auch für das persönliche Umfeld der Erkrankten ein großer Einschnitt in das bisherige Leben und eine starke emotionale Belastung. Angehörige sind oft unsicher, wie sie sich verhalten sollen, haben Angst oder sind einfach überfordert. Das kann manchmal zu ungünstigen Aussagen führen. Zum Beispiel? Nehmen wir die Aufforderung „Du musst stark sein, kämpfen und positiv denken!“ – das kann für manche Erkrankte motivierend klingen, bei anderen hingegen baut es Druck auf. Denn überspitzt gesagt, könnte man heraushören: „Wenn du dich anstrengst und die richtige innere Einstellung hast, wird alles wieder gut. Du bist mitverantwortlich für den Verlauf deiner Krankheit.“ Sicher soll der Satz aber eigentlich nur unterstützend wirken. Natürlich ist er gut gemeint. Solche Aussagen können jedoch auch dazu beitragen, dass sich die betroffene Person schlecht fühlt, wenn sie eben gerade nicht kämpfen kann und stattdessen traurig und geschwächt ist. Der Motor für solche Sätze ist oft die eigene Überforderung: Es ist für Angehörige schwer zu ertragen, nichts zu sagen oder zu tun und das Schicksal des nahestehenden Menschen einfach nur zu teilen; da zu sein, zuzuhören, es auszuhalten. → Diplom-Psychologin Martina Madl leitet den Psychoonkologischen Dienst des Uniklinikums Erlangen, der Menschen mit Krebs und deren Angehörige psychologisch unterstützt. Pro Jahr begleitet das Team ca. 2.500 Patientinnen, Patienten und nahestehende Personen.

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