Gesundheit erlangen - Herbst 2023

10 | Titel Hand eingeschlafen, Patientin wach „Das geht seit 30 Jahren so“, seufzt Renate Hänfling. „Besonders nachts sind mir immer wieder die Hände eingeschlafen. Aber diese Taubheit hat auch im Alltag gestört – zum Beispiel beim Schreiben und Autofahren.“ Immer öfter fiel der heute 81-Jährigen der Kaffeefilter aus den Händen, die Ohrringe ließen sich nicht mehr anlegen, die Blusenknöpfe nicht mehr schließen. Irgendwie arrangierte sie sich mit den Beschwerden, die die Medizin Karpaltunnelsyndrom nennt. „Ich kenne eine ehemalige Schreibmaschinenkraft“, sagt Renate Hänfling, „die hat sich deswegen dreimal operieren lassen. Aber es kam immer wieder. Das hat mich auch zögern lassen.“ Früher tippte Renate Hänfling beruflich selbst unzählige Arztbriefe ab. Problematische Engstelle Der Mittelarmnerv (Nervus medianus) passiert zusammen mit mehreren Sehnen den Karpaltunnel an der Innenseite des Handgelenks. Hat der Nerv dort zu wenig Platz, weil er z. B. durch entzündete, geschwollene Sehnenscheiden eingeengt wird, kann das ein Karpaltunnelsyndrom auslösen. Die Symptome sind Kribbeln, Taubheit und Schmerzen in Daumen, Zeige- und Mittelfinger, und mit der Zeit auch ein Kraftverlust in der Hand. Denn die Muskulatur des Daumenballens bildet sich in einem späten Stadium der Erkrankung allmählich zurück. „Das Karpaltunnelsyndrom ist das häufigste Nervenkompressionssyndrom des Menschen“, erklärt Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. „Es ist oft so wie bei Frau Hänfling: Die Patientinnen und Patienten wachen nachts auf und müssen sich die eingeschlafenen Hände ausschütteln. Frauen betrifft das wesentlich häufiger als Männer – vermutlich weil ihr Karpaltunnel von Natur aus einen kleineren Querschnitt hat. Aber vielleicht auch, weil sie insgesamt mehr mit den Händen machen.“ Bei Schwangeren können vermehrte Flüssigkeitsansammlungen dazu führen, dass es im Karpaltunnel eng wird und Missempfindungen auftreten. KARPALTUNNELSYNDROM Sport, Handarbeiten oder eine Schwangerschaft können den Mittelarmnerven im Handgelenk in Bedrängnis bringen. In hart- näckigen Fällen operieren die Erlanger Handchirurginnen und -chirurgen mit einer speziellen Technik. VON FRANZISKA MÄNNEL Die Patientinnen und Patienten wachen oft nachts auf und müssen sich die eingeschlafenen Hände ausschütteln. Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch

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