Gesundheit erlangen - Herbst 2023

| 9 Titel „Ein Gelenk besteht aus zwei Knochen, die jeweils mit einer spiegelglatten Oberfläche aus Knorpel versehen sind, und der sogenannten Gelenkschmiere. Diese lässt die Knochen bei Bewegung sanft übereinander gleiten“, erklärt Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. „Im Lauf der Jahrzehnte nimmt die Knorpelschicht jedoch immer weiter ab und es entstehen Schmerzen bei Bewegung und Belastung.“ Menschen in handwerklichen Berufen sind besonders betroffen, da sie ihre Hand- und Fingergelenke stark be- und überlasten. „Aber auch Verletzungen an den Gelenken erhöhen den Verschleiß“, so Prof. Horch. „Stellen Sie sich das vor wie bei einer Teflonpfanne: Die Beschichtung lässt Ihr Bratgut nicht anbrennen. Wird sie allerdings mit einer Metallgabel angeraut, können Sie noch so viel Öl verwenden – Ihr Schnitzel wird anbrennen. Das Gleiche passiert im Gelenk: Bei Brüchen treten feine Risse im Knorpel auf, die sich nicht selbst reparieren. Die Oberfläche wird rau und verursacht Schmerzen bei Belastung.“ Bei Frauen ist am häufigsten das Daumensattelgelenk von Arthrose betroffen, bei Männern hingegen belegt das Handgelenk Platz eins. Es folgen bei beiden Geschlechtern die Fingergelenke. „Es ist nicht vollständig geklärt, ob Frauen wegen hormoneller Faktoren häufiger von Arthrose des Daumensattelgelenks betroffen sind, oder ob sie einfach mehr mit den Händen arbeiten. Männer kommen hingegen meist mit Handgelenksverletzungen vom Sport zu uns – nach dem Tennis-, Handball- oder Volleyballspielen“, sagt der Klinikdirektor. Wichtig sei bei Schmerzen in den Finger- oder Handgelenken, die Ursache abzuklären. „Wir untersuchen, ob die Beschwerden verschleißbedingt sind. Liegt eine Ar- throse vor, ist zunächst einmal Schonung und Kühlen angesagt, um die begleitende Entzündung im Gelenk abklingen zu lassen, die von der Reibung der Knochen aufeinander hervorgerufen wird“, erklärt Prof. Horch. „Das ist ganz wichtig, denn oft wird aus Unwissenheit sofort eine Physiotherapie verschrieben. Die sollte aber erst erfolgen, wenn die Entzündung verschwunden ist.“ Ist jedoch eine chronische Entzündung (Arthritis) die Ursache der Schmerzen, überweisen Prof. Horch und sein Team an die Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen (s. Kasten, s. S. 18–21). Extreme Belastung vermeiden Je nach Stadium ist die Behandlung mit Schmerzmedikamenten und -gels angebracht – aber auch Entlastungsoperationen sind möglich. Das Pro- blem bei Arthrose: Während der Knorpel schwindet, wuchert der Knochen teilweise und verursacht so weitere Schmerzen. „Diese Verknöcherungen tragen wir dann im Rahmen einer OP ab“, so der Handchirurg. Grundsätzlich sind auch Gelenkversteifungen möglich: Durch die Ruhigstellung des schmerzenden Gelenks treten dann keine Schmerzen mehr auf. Soll die Beweglichkeit erhalten bleiben, kommen – je nach Stadium und Stärke der Schmerzen – Prothesen für die Hand- oder Fingergelenke infrage. Diese halten sogar noch länger als beispielsweise Hüftimplantate. „Besonders in den Fingergelenken ist das allerdings oft schwierig umzusetzen“, gesteht Prof. Horch, „denn der Bandapparat muss dafür noch intakt sein. Sonst hat das neue Gelenk keine Stabilität.“ Wichtig sei, mit jeder Patientin und jedem Patienten gemeinsam eine individuell passende Lösung zu finden. Einer Arthrose vorbeugen könne man vor allem mit dem Verzicht auf bestimmte Sportarten: „Egal ob Volleyball, Handball, Klettern oder Squash – wer seine Gelenke extremen Kräften aussetzt, vergrößert das Risiko für eine Arthrose“, verdeutlicht Prof. Horch. Plastisch- und Handchirurgische Klinik Telefon: 09131 85-33277

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