Gesundheit erlangen - Herbst 2023

| 19 Titel „Wenn jemand sich den Hosenknopf nicht mehr zumachen, das Besteck nicht mehr halten oder nicht mehr Fahrrad fahren kann, weil das Bremsen nicht mehr geht, dann ist das schon ein großer Einschnitt“, sagt Dr. Sara Bayat, Assistenzärztin in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen. Dr. Bayat und ihre ärztlichen Kolleginnen und Kollegen sehen regelmäßig Menschen, die über schmerzende Hand- oder Fingergelenke klagen. „Wir klären dann zuerst, ob es entzündlich ist“, sagt sie. Falls ja, ist die Medizin 3 des Uniklinikums Erlangen die richtige Anlaufstelle. Doch schmerzende Hände können z. B. auch von einer Arthrose (S. 8) oder einem Karpaltunnelsyndrom (S. 10) herrühren; auch mehrere Erkrankungen gleichzeitig sind denkbar. Am häufigsten: rheumatoide Arthritis Die häufigste Form der Gelenkentzündung ist die rheumatoide Arthritis (RA). Sie basiert auf einer Autoimmunreaktion: Das Immunsystem attackiert den eigenen Körper und schädigt dabei Sehnen, Muskeln, Gelenke und sogar die inneren Organe. „Wir fragen nach der Art des Schmerzes, nach Schwäche und Müdigkeit und schauen, ob die Gelenke der Hand gerötet, warm, steif oder geschwollen sind, das Handgelenk verdreht ist oder die Beugesehnen der Finger verkürzt sind“, erläutert Dr. Bayat. Auch die anderen Gelenke sieht sich die junge Ärztin genau an – insgesamt 78 verschiedene. Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Knie und Fußgelenke sind ebenfalls oft von einer RA betroffen. Mit speziellen Griffen ertastet Sara Bayat Schwellungen in den Gelenken. „Schmerzt es, wenn ich auf ein Gelenk drücke, ist das ein Grund, es weiter zu untersuchen. Die Anzahl der betroffenen Gelenke lässt mich abschätzen, wie aktiv die Krankheit ist.“ Die chronisch verlaufende RA tritt typischerweise symmetrisch auf, also auf der linken und rechten Körperseite gleichzeitig. Besonders häufig beginnt die Krankheit in den Grundgelenken der Finger und Zehen. Die Psoriasis-Arthritis (PSA) hingegen, bei der neben entzündeten Gelenken auch eine Schuppenflechte (Psoriasis) vorliegt, ist → „Eine entzündlich bedingte Knochenzerstörung und angeschwollene Weichteile sprechen für eine Arthritis, eine degenerative Abnutzung und Knochenneubildungen für Arthrose“, sagt Dr. Sara Bayat, die hier eine Patientin per Ultraschall untersucht (oben) und den Status der Fingergrundgelenke ermittelt (unten). Arthritis vs. Arthrose Menschen mit rheumatoider Arthritis haben oft am Morgen steife Finger. „Durch Bewegung wird es besser. Das dauert aber schon mal 45 bis 60 Minuten“, weiß Dr. Sara Bayat. Anders bei Arthrose: Hier verschlimmert Bewegung die Schmerzen.

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