Gesundheit erlangen - Herbst 2023

| 21 Titel Hochschulambulanz der Medizin 3 Telefon: 09131 85-34742 E-Mail: m3hsa@uk-erlangen.de AG von PD Dr. Anna-Maria Liphardt www.uker.de/m3-liphardt zündliche Erkrankung führt dazu, dass die Knochendichte abnimmt und Sehnen und Muskeln geschädigt werden. Methotrexat soll das verhindern und diese Strukturen schützen. „Zu Beginn und bei Krankheitsschüben geben wir auch Kortikosteroide, umgangssprachlich Kortison. Eine Dauerlösung sind diese Entzündungshemmer aber nicht, weil sie auf lange Sicht das Risiko für Infektionen, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Diabetes, Magengeschwüre und Osteoporose erhöhen“, erläutert Dr. Bayat. Schlägt Methotrexat nicht wie gewünscht an, kommen zusätzlich Biologika infrage – bestimmte biotechnologisch hergestellte Medikamente, die als Infusion, Spritze oder Tablette verabreicht werden. „Insgesamt braucht es frühzeitig ein gutes Monitoring der Krankheitsaktivität“, macht Sara Bayat deutlich. „Die Therapie muss immer wieder individuell angepasst werden. Und auch wenn die Medikamente vielleicht irgendwann wieder abgesetzt werden können, empfehlen wir, weiter regelmäßig zum Rheumatologen zu gehen.“ Handfeste Forschung PD Dr. Anna-Maria Liphardt ist Sportwissenschaftlerin und forscht zu rheumatisch-entzündlichen Gelenkserkrankungen. Einer ihrer Schwerpunkte sind Bewegungseinschränkungen der Hand. Dr. Liphardt arbeitet mit Ärztin Dr. Bayat zusammen, die wiede- rum als Clinician Scientist (klinische Forscherin) die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Patientenversorgung bildet. Die beiden Frauen tauschen sich regelmäßig darüber aus, welche Symptome Menschen mit entzündlichen Gelenkerkrankungen haben und welche Funktionseinbußen sie erleiden, speziell in den Händen. „Wir fragen die Betroffenen etwa: Wie schwer ist es für Sie, eine Flasche aufzuschrauben oder ein Glas Wasser zu halten? Die Antworten sind natürlich sehr subjektiv, und manche Veränderungen können wir damit gar nicht erfassen. Deshalb ergänzen wir die Fragebögen durch Fingerfertigkeitstests und Messungen der Griffkraft“, erklärt Dr. Liphardt. Zusätzlich untersucht ihre Arbeitsgruppe die Krankheitsaktivität per Ultraschall, MRT und CT, macht Blut- und Urintests. Mittels optischer Sensoren wollen die Forschenden zudem ermitteln, inwiefern sich eine Hand mit Arthritis anders bewegt als eine gesunde. Dr. Liphardt: „All das wollen wir zusammenführen und klären, wie Veränderungen der Handfunktion mit der Entzündungsaktivität und mit strukturellen Gelenksveränderungen zusammenhängen. Können wir anhand von Bewegungsmustern der Hand die Krankheitsaktivität vorhersagen? Ist es möglich, Schäden anhand von Funktionseinschränkungen frühzeitig zu prognostizieren?“ In einer Forschungsarbeit wies die AG um Anna-Maria Liphardt z. B. nach, dass die Handfunktion bei Psoriasis eingeschränkt ist, und dass sie bei Psoriasis-Arthritis im Alter schneller verloren geht als bei rheumatoider Arthritis. Im Sonderforschungsbereich „EmpkinS“ untersucht aktuell ein multidisziplinäres Team, zu dem auch Dr. Liphardts AG gehört, neue Diagnostik- und Therapieoptionen. „Berührungslose Sensoren, die zum Beispiel mit Radar- oder Kameratechnik arbeiten, könnten irgendwann die Bewegungen von Patienten erfassen – am Bett, am Arbeitsplatz oder zu Hause. Ziel ist es, die gewonnenen Bewegungsdaten mit den biomedizinischen Prozessen im Körperinneren zusammenzuführen und eine Entzündung früh zu erkennen.“ Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, eine Bindegewebsentzündung oder eine durch Zecken verursachte Borreliose können ursächlich für Hand- und Fingerschmerzen sein. Der häufigste Grund für Gelenkentzündungen sind allerdings Autoimmunreaktionen.

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