Gesundheit erlangen - Herbst 2023

| 3 Es gibt Dinge, die kann ich gar nicht so weit wegschieben, wie sie mir unangenehm sind. Denn leider reicht mein Arm nicht bis zum Mond. Dazu gehören die Steuererklärung, Finanzthemen, Versicherungen. Wenn es sein müsste, würde ich das Dreifache dessen, was ich jährlich vom Finanzamt zurückbekomme, jemandem bezahlen, der mir die Steuererklärung macht – nur, damit ich sie los bin! Dass das keinen Sinn ergibt, weiß ich – genauso wie Tausende Menschen wissen, dass es unsinnig ist, die Küchenschränke innen auf Hochglanz zu polieren, während nebenan unbearbeitete Briefe und Unterlagen höhenmäßig dem Shanghai Tower nahekommen. In seinem Interview über Prokrastination (S. 49) – das Aufschieben unangenehmer Pflichten – spricht Prof. Dr. Johannes Kornhuber von „großen Aufgaben, die unscharf umrissen sind“, und davon, dass ihr „Erfolg nicht garantiert ist“. Der Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen erklärt, warum es ungünstigere Ausweichmanöver gibt als das Putzen, wie wir die Prokrastination mit „Aufgabenhäppchen“ bezwingen und warum „eine Nacht darüber schlafen“ auch vorteilhaft sein kann. Wer allerdings nächtelang wach liegt und To-dos wälzt, der hat wahrscheinlich eine sehr hohe Mental Load. Vor allem berufstätige Mütter können sich oft mit diesen unsichtbaren geisMentale Last(er) Editorial Was wird denn hier gebaut? Der Forschungscampus Nord zwischen den Kopfkliniken und dem Internistischen Zentrum des Uniklinikums Erlangen wächst und wächst. Was dort bereits entstanden ist und was noch kommt, haben wir für Sie auf S. 7 zusammengestellt. Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ tigen Koordinierungsprozessen identifizieren. Das sind etwa Frauen, die seelenruhig in der Tür stehen, während sie erzählen, dass sie heute Morgen vor der Arbeit noch kurz mit dem Anwalt telefoniert haben wegen der Probleme beim Hausbau, dass der Mann auf Geschäftsreise ist, sie heute noch einen Kindergeburtstag mit 20 Gästen vorbereiten und sich um Geflüchtete kümmern müssen, und dass eines ihrer zwei Kinder gestern Blut gehustet hat, woraufhin sie um zwei Uhr nachts aussagekräftige Fotos an eine befreundete Ärztin schickten. Wir greifen das Thema Mental Load diesmal in unserer Kolumne auf (S. 35), wobei wir ihm wohl ein ganzes Heft widmen könnten. Unsere Übungen auf S. 56 schlagen schließlich den perfekten Bogen vom Geist zum Körper, denn sie fordern die grauen Zellen ebenso wie die Finger. Nachdem Sie in dieser Ausgabe viel über die Hände erfahren haben, dürfen Sie zum Schluss Ihre eigenen Finger einmal ganz gezielt bewegen – voller Konzentration und ohne Gedanken an die nächsten To-dos. Also: Daumen hoch, wenn Sie sich nicht davor drücken und es einfach mal versuchen! Ihre

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