Gesundheit erlangen - Frühling 2024

| 11 Titel Nicht einfach gut oder böse Die Neuroonkologie, also die Diagnostik und Behandlung von Hirn- und Rückenmarkstumoren, ist der klinische und wissenschaftliche Schwerpunkt von Klinikdirektor Prof. Schnell. „Am Uniklinikum Erlangen operieren wir Tumoren im Gehirn, an der Hirnanhangdrüse und am Schädelknochen, aber auch Hirnmetastasen, die von einem anderen Organ ausgehen“, sagt er. Hirntumor ist nicht gleich Hirntumor, das ist dem Spezialisten wichtig zu betonen. So hätten etwa Meningeome – mehrheitlich gutartige Veränderungen, die aus den Hirnhäuten entstehen – oft eine gute Prognose, Glioblastome eine schlechte. „Allerdings verwende ich die Unterscheidung in gut- und bösartig nicht so gern, weil das immer relativ ist. Auch ein gutartiger Tumor, der innerhalb des Schädels wächst, kann lebensbedrohlich werden. Gutartig heißt erst einmal nur, dass er keine Metastasen erzeugt und nicht unkontrolliert in das umgebende Gewebe hineinwächst. Aber er fordert Raum. Eine Bauchdecke kann sich dehnen – ein Schädel nicht.“ Durch Neuro-Landschaften navigieren Um Veränderungen im Gewebe zu beurteilen, können Neurochirurginnen und -chirurgen → Schlüsselbein noch einmal operiert und sicherheitshalber auch ein CT und ein MRT von meinem Kopf gemacht, um auszuschließen, dass die Ausfallerscheinungen von dort kommen“, schildert der Patient. „Vor der Besprechung der Ergebnisse wurde ich gefragt, ob ich Angehörige dabeihabe. Ich sagte: Ja, meinen Bruder.“ Markus B. erinnert sich, wie Klinikdirektor Prof. Schnell ihm erklärte, dass da etwas in seinem Kopf sei, was da nicht hingehöre. Ein knapp vier Zentimeter großes Oligodendrogliom, ein Tumor in seinem linken Stirnlappen – gutartig zwar, aber mit der Gefahr, über kurz oder lang seine Sprache zu beeinträchtigen, andere neurologische Ausfälle zu erzeugen oder gar bösartig zu werden. Plötzlich stand eine Hirn-OP im Raum. Dabei hatte er doch nur einen Fahrradunfall gehabt. „Im Nachhinein bin ich aber froh, dass sie den Tumor zufällig entdeckt haben“, sagt Markus B. „Wer weiß, was in fünf Jahren gewesen wäre. Ich war sofort dafür, den Eingriff von Prof. Schnell machen zu lassen.“ Das Gliom war bereits bis an funktionelle Hirnareale herangewachsen. Um diese zu schützen, trug der Neurochirurg nicht zu viel Gewebe ab. Stattdessen sollen nun Bestrahlung und Chemotherapie die verbliebenen Spuren des Tumors beseitigen. Nach der OP fühlte sich Markus B. gut; nur hin und wieder sei er vielleicht ein bisschen vergesslicher als früher. „Ich bin superzufrieden, wie alles gelaufen ist, und froh, dass der Hirntumor nicht vererbt wird. Um unseren Sohn brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“ Hier operieren Klinikdirektor Prof. Schnell (l.) und Oberarzt Dr. Sven-Martin Schlaffer gemeinsam. „Wir machen das immer wie Pilot und Co-Pilot im Vier-Augen-Prinzip“, erklärt Oliver Schnell.

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