Gesundheit erlangen - Frühling 2024

22 | punkt seiner Krankheit reichte die Kraft nicht mal mehr für einen Spaziergang: Die Leistung seiner Lunge sank auf 30 Prozent. Letzte Chance: CAR-T-Zellen Keines der Medikamente wirkte gut genug. Weder Blutverdünner, ACE-Hemmer oder Kortison noch ein Biologikum gegen die Autoimmunprozesse oder ein Mittel gegen die Vernarbungen in der Lunge. Stefan K., der mit seiner Familie im Rhein-SiegKreis in Nordrhein-Westfalen lebt, bekam deshalb im September 2023 am Uniklinikum Erlangen eine Infusion mit CAR-T-Zellen. Damit war er der 100. Patient, den die Erlanger Ärztinnen und Ärzte auf diese Weise behandelten. Feature Fortsetzung von S. 20 Zeitweise war seine Haut so verdickt und gespannt, dass sie einfachste Bewegungen wie das Heben der Arme oder des Kopfes nicht mehr zuließ. Sklerodermie, auch Progressive Systemische Sklerose, heißt die gefährliche Autoimmunkrankheit, bei der sich unkontrolliert immer neues Bindegewebe bildet. Es verklebt und verhärtet die Haut, aber auch Lunge, Herz, Nieren und andere innere Organe, bis diese ihre Funktion teilweise oder sogar ganz verlieren. Die Blutgefäße werden geschädigt, Muskeln und Gelenke entzünden sich und schmerzen. „Das einzige Positive an dieser Krankheit ist vielleicht, dass ich durch mein straffes Gesicht viel jünger aussehe, als ich bin“, so Stefan K. „Aber darauf könnte ich verzichten.“ Angriff aus dem Nichts Im März 2020 kribbelten Stefan K. in der Sauna plötzlich die Finger. „Dabei habe ich mir erst mal nichts gedacht“, schildert er. „Dann hatte ich beim Stehen Schmerzen in den Füßen. Irgendwann wurden meine Hände ganz dick.“ Vom Hausarzt wurde Stefan K. zum Rheumatologen geschickt, der die unerklärlichen Symptome schließlich einordnete. Sklerodermie hieß fortan der Gegner, der den bis dato gesunden und sportlichen Körper von Stefan K. auf brutale Weise angriff. Innerhalb eines halben Jahres rang die Krankheit Stefan K. nieder. Er verlor 15 Kilo Gewicht, war konstant auf die Hilfe seiner Frau angewiesen, konnte sich nicht mehr um seinen achtjährigen Sohn kümmern, wie er es wollte. Keine 50 Meter kam Stefan K. voran, ohne Luftnot zu bekommen. „Meine Lunge war mal mein Paradeorgan“, erinnert sich der Patient, der neben dem Kampfsport früher auch regelmäßig joggte und Rennrad fuhr. Auf dem HöheStefan K. im September 2023 – am Tag seiner CAR-TZell-Therapie – mit Prof. Mackensen (l.) und Prof. Schett. Die umprogrammierten Immunzellen wurden eigens für den Patienten in der Medizin 5 hergestellt und ihm dort verabreicht.

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