Gesundheit erlangen - Winter 2024/25

| 3 Editorial Mit gleich zwei Paar dicken Socken steige ich in die senkrechte kupferfarbene Röhre, aus der kalter weißer Nebel herauswabert. „Rein mit Ihnen“, feuert mich die Mitarbeiterin an. „Drei Minuten bleiben Sie jetzt da drin, das schaffen fast alle“, sagt sie. Sind fast alle auch solche Frostbeulen wie ich? Na ja, was sind schon drei Minuten. Drei Minuten bei minus 140 Grad. In Unterwäsche. „Eine Minute haben Sie schon.“ Meine Oberschenkel und Arminnenseiten brennen vor Kälte, innerlich zittere ich. Oder auch äußerlich? Ich konzentriere mich aufs Atmen. „Gleich anderthalb Minuten.“ Ich fühle mich wie auf einer Eisscholle im Baikalsee. Nur dass ich die falsche Kleidung dabeihabe (nämlich keine). „Waren Sie schon mal hier drin?“, lenke ich ab. Die Frau am Kontrollregler sagt: „Natürlich.“ Zwei Minuten, zwei Drittel geschafft. Ich stelle mir das versprochene Wärmegefühl vor, das man nach dieser Ganzkörperkältetherapie in der sogenannten Kryosauna haben soll. „Noch 30 Sekunden.“ Langsam denke ich, ich könnte es vielleicht doch überleben. Und stopp! Ich darf raus. Die Haut ist leicht gerötet, alles fühlt sich stark durchblutet an, Wärme kehrt in meinen Körper zurück. Mein Blutdruck ist ganz leicht gestiegen. Wieder in meine Daunenjacke gepackt laufe ich schließlich zurück zu meinem Arbeitsplatz. Die fünf Grad Außentemperatur, die mich heute Morgen noch frösteln ließen, kommen mir jetzt etwas lächerlich vor. Kalt ist nicht gleich kalt Chefredakteurin von „Gesundheit erlangen“ Ich denke an kalte Flussbadeaktionen im Sommer auf Korsika und daran, dass Kälte nicht gleich Kälte ist. Denn im Verhältnis zu einem zwölf Grad kalten Gebirgsfluss fühlt sich die Kryosauna mit minus 140 Grad dann doch wieder nicht so eisig an. Woran das liegt und welche gesundheitlichen Effekte Kälte haben kann, das habe ich im Gespräch mit dem Kardiologen Prof. Dr. Stephan Achenbach und dem Rehamediziner Dr. Christoph Bleh erfahren (s. S. 56). Ob Kältetherapien wirklich das Immunsystem stärken, lässt sich nicht zweifelsfrei beantworten; dazu gibt es bislang zu wenige aussagekräftige Studien. In unserem Titel (ab S. 8) widmen wir uns diesmal aber inno- vativen Therapien, die das eigene Immunsystem dabei unterstützen, schwere Entzündungen und Krebs zu bekämpfen. Dazu gehören Checkpoint-Inhibitoren, CAR-T-Zellen und spezielle Impfungen. Mehrere Patientinnen und Patienten des Uniklinikums Erlangen berichten in diesem Zusammenhang, wie sie dank Immuntherapien ihre Erkrankungen in den Griff bekommen haben. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, einen gesunden Jahreswechsel und dass Sie der Winter nicht kalt erwischt! Wau-Effekt Wie Therapiehund Bailey mit Kindern agiert und ihnen zu neuem Selbst- bewusstsein verhilft, ist eines meiner Highlights in dieser Ausgabe. Mehr auf Seite 22.

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