Gesundheit Bamberg - Frühling 2020

22 Gut beraten Beim Ausmisten des Arzneimittelschranks zu Hau- se finden sich allerlei abgelaufene oder nicht mehr benötigte Tabletten. Doch wohin damit? Der Weg vom Badschrank zur Toilette ist kurz – aber Ach- tung! Die Entsorgung von Medikamenten, auch in flüssiger Form, über das Abwassersystem ist unbe - dingt zu vermeiden, denn die Kläranlagen können die Wirkstoffe nur mit sehr großem Aufwand he- rausfiltern – und das nicht immer vollständig. So lagern sich Arzneimittelrückstände in Gewässern ab und belasten die Umwelt. Jede Kommune schreibt selbst fest, wie Altarzneien zu entsorgen sind. In den meisten Fällen gehören sie in den Restmüll, wenn dieser am Ende verbrannt wird – so auch in Erlangen und Bamberg. Ist das nicht der Fall, sind Medikamente an speziellen Schadstoff- bzw. Pro- blemabfallsammelstellen abzugeben. Recycling der Wirkstoffe Warum aber alte Medikamente nicht für Forschungszwecke wiederverwerten und so gleichzeitig nachhaltig handeln? Das dachte sich auch ein wissenschaftliches Team der FAU Erlan- gen-Nürnberg unter der Leitung von Prof. Dr. Mar- kus Heinrich. Zahlreiche Apotheken in den Land- kreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim unter- stützen das Projekt. Apothekenmitarbeiter können die bei ihnen abgegebenen Medikamente in einen eigens dafür vorgesehenen Sammelcontainer wer- fen. „Aus unserer Sammlung können wir circa 100 Wirkstoffe zurückgewinnen. Diese setzen wir als Chemikalien in der Forschung ein. So arbeiten wir beispielsweise an chemischen Substanzen, mit denen sich Antibiotikaresistenzen nachweisen las- sen“, erklärt Anna Roggenhofer, Doktorandin am Arzneimittel entsorgen. Nicht nur die Einnah- me von Medikamenten, sondern auch deren Entsorgung will gelernt sein. Ein Fall für die Tonne? Lehrstuhl für Pharmazeutische Che- mie der FAU Erlangen-Nürnberg. „Nachhaltigkeit ist uns besonders wichtig. Wer sich am Projekt beteili- gen möchte, sollte alte Medikamen- te zu einer teilnehmenden Apotheke bringen.“ Wichtig ist, dass die Altarznei- en in der Originalverpackung und mit Bei- packzettel abgegeben werden. Und wie kommt das Projekt bei den Bürgern an? „Wir bekom- men täglich Anrufe aus ganz Deutschland, und bisher war das Echo durchweg positiv. Wir freu- en uns sehr, dass uns so viele Apotheken und Einzelpersonen unterstützen“, sagt Anna Rog- genhofer. as INFO Altarzneimittel-Recycling der FAU Erlangen-Nürnberg E-Mail: altarzneimittel@fau.de Entsorgen Sie Altarzneien nie über die Toilette oder den Abfluss! Sie belasten sonst die Umwelt. Apotheken kennzeichnen ihre Teilnahme am Arzneimittel-Recycling im Schaufenster.

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