Gesundheit Bamberg - Frühling 2020

Medizin-Report 38 Manche Krebszellen sind Meister der Tar- nung. Sie verstecken sich vor dem Immun- system des Körpers, tricksen es aus und vermehren sich immer weiter. Eine noch relativ junge Behandlungsmethode lässt die Tarnung der Krebszellen auffliegen: Die CAR-T-Zell-Therapie hilft den Immunzellen – den sogenannten T-Zellen – dabei, den Krebs zu erkennen. Dazu werden die Im- munzellen des Patienten mit einer „Spezial- brille“ ausgestattet. Dank ihr sieht die Kör- perabwehr wieder klar, identifiziert den Feind und setzt ihn außer Gefecht. Herbert Schopper aus Fürth war gerade Rentner geworden, als ihn die Diagnose traf: Lymphdrüsenkrebs des Magens. Ärzte entfernten ihm das Lymphom, ergänzend erhielt der damals 65-Jährige mehrere Che- motherapien. Dann kam der Krebs zurück, diesmal im Blinddarm. Wieder folgten Che- motherapien – erst alle fünf Wochen, dann in immer kürzeren Abständen, bis Herbert Schopper die Infusionen schließlich alle 14 Tage brauchte. „Es ging nicht mehr auf- wärts“, erinnert sich der heute 72-Jährige. Immuntherapie. Die CAR-T-Zell-Therapie ist momentan die erfolgreichste zelluläre Immuntherapie gegen Krebs. Am Uni-Klinikum Erlangen wurden bereits 15 Patienten behandelt. Den Krebs enttarnen Im November 2019 empfahl ihm sein Arzt in Fürth, an einer CAR-T-Zell-Studie des Uni-Klinikums Erlangen teilzunehmen und sich mit dieser Immuntherapie behandeln zu lassen. „Das war für mich – wie man so sagt – alternativlos“, berichtet Herbert Schopper. „Wenn man eine Heilung an- strebt, muss man dem irgendwann zustim- men, finde ich. Sonst geht’s auf der Treppe nur noch bergab.“ Ärzte statten die Immunzellen des Patienten mit einer „Spezialbrille“ aus, die Krebs erkennt. Die Erlanger Ärzte entnahmen dem Rent- ner Blut und damit körpereigene T-Zellen. In einem Speziallabor vermehrten High- techgeräte diese Abwehrzellen und rüste- ten sie milliardenfach mit einem bestimm- ten Gen aus. Dieses Gen ist der Bauplan für ein spezifisches Protein – den chi- mären Antigenrezeptor, kurz: CAR. CAR ist die „Krebsbrille“, dank der das Immunsystem bösartige Zel- len klar erkennt. Kommen CAR-T- Zellen und Krebszellen in Kon- takt, sterben die Tumorzellen ab. „Kommerziell verfügbare CAR-T- Zell-Produkte, wie Herr Schopper eines bekam, werden aktuell nur in den USA hergestellt. Bis die Zellen wieder bei uns sind, vergehen vier bis sechs Wochen“, erklärt Prof. Dr. Dimitrios Im DZI am Uni-Klinikum Erlangen werden Patienten mit Krebs und chronisch-entzündlichen Erkrankun- gen behandelt.

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