Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

7 Titel Erkrankungen ausschließen Haben Kinder wiederholt oder sehr plötzlich starke Bauchschmerzen, sollten bestimmte Erkrankungen ausgeschlossen werden, darunter chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber auch Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Harnwegs- infekte, Blinddarm- und Magenschleimhautent- zündungen, Gallensteine u. a. Bestätigt sich all das nicht, kommt auch psychischer Stress als Auslöser infrage. Zieht ein Kind vor Schmerzen die Beine an, ist das ein Alarmsignal! Nahrungsmittel als Auslöser Oft sind Bauchschmerzen aber auch auf etwas ganz anderes zurückzuführen: Haben Kinder Durchfälle oder ist ihr Bauch aufgebläht, kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit schuld sein, zum Beispiel gegen Milchzucker, Fruchtzucker oder Sor- bit. „Geschätzt 20 Prozent der Heranwachsenden, die mit chronischen Bauchschmerzen ambulant vorgestellt werden, haben eine derartige Unver- träglichkeit“, weiß PD Hörning. Eine andere häufige Ursache für Bauchweh ist die Zöliakie: Dabei verursacht das Klebereiweiß Gluten eine chronisch entzündete Schleimhaut im Zwölf- fingerdarm. Eine weitere Gruppe von Kindern leidet an einer Nah- rungsmittelallergie. Eine solche kann – neben Bauchweh, das meist zwei bis fünf Stunden nach dem Essen einsetzt – schon nach wenigen Minu- ten ein Kribbeln mit einer Schwellung im Mund, Hautreaktionen oder gar Luftnot auslösen. Auch Verstopfung ist eine sehr häufige Ursache für Bauchschmerzen. „Das hängt meist damit zusam- men, dass die Kinder zu wenig trinken, sich zu we- nig bewegen, viel Kuhmilch oder Schokolade zu sich nehmen“, erklärt André Hörning. Alarmsignale ernst nehmen Zieht ein (Klein-)Kind vor Schmerzen die Beine an, schreit es und wird apathisch, dann sind das ernst zu nehmende Alarmsignale. Dazu gehören ebenso eine verhärtete Bauchdecke, Blut im Stuhl, Erbre- chen, Fieber und Orientierungslosigkeit. Dann soll- ten Eltern schnell einen Kinderarzt oder eine Not- aufnahme aufsuchen. Dauern die Bauchschmerzen mehr als acht Wo- chen an und wird keine körperliche Ursache gefun- den, sollten Ärzte und Eltern auch die Psyche des Kindes berücksichtigen. Treten die Bauchschmer- zen in der Schule auf, in den Ferien aber nicht? Gibt es familiäre Konflikte? Dann könnten funktionelle Bauch- schmerzen ohne organische Ursa- che dahinterstecken, wie das sogenannte Reizdarmsyndrom. Klagt das Kind neben Bauch- auch über Kopf- schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, ist es appetit- los und lichtempfindlich, so kann es sich um die „Bauchmigräne“ handeln. Sie betrifft ein bis vier Prozent aller Kinder, Mädchen häufiger als Jungen. Im Durchschnitt sind diese Patienten sieben Jahre alt. Die Bauchmigräne wird in der Regel durch kör- perlichen oder psychischen Stress ausgelöst. Sie kann Stunden, aber auch tagelang anhalten. Oft sind die Schmerzen so stark, dass die Kinder aus dem Schlaf heraus aufwachen. In der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen gibt es für Patienten mit chronischen Schmerzen spe- zielle Bauchschmerzgruppen. Dort lernen die Be- troffenen, ihre Beschwerden zu bewältigen, z. B. durch Sport, Entspannungsübungen und Fantasie- reisen, die positive Gefühle wecken. fm INFO Gastroenterologische Sprechstunde für Kinder und Jugendliche am Uni-Klinikum Erlangen Telefon: 09131 85-33735

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