Gesundheit Bamberg - Sommer 2020

9 Titel „Der Arzt beißt nicht“ Angst vorm Arzt. Kinder merken, wenn Mediziner oder Eltern ihnen etwas vormachen. Psychologen raten deshalb zu Ehrlichkeit. „Das tut gar nicht weh“ ist aus Sicht von Psy- chologin Ellen Poida-Herzing kein guter Satz, wenn es in Wirklichkeit gleich pikst, sticht oder brennt. „Mit solchen Verharmlosungen verspielt man Vertrauen, und das nächste Mal beim Arzt erinnert sich das Kind daran, dass es angelo- gen wurde“, sagt sie. Wichtig sei, ehrlich zu sein und dem Kind genau zu erklären, was gleich passieren wird und warum. „Es gibt außerdem wunderbare Mutmach- und Aufklärungsbücher, mit denen Eltern ihre Kinder auf Arzttermine vorbereiten können“, sagt die Psychologin. Sie schlägt auch vor, Arztbesuche vorher einfach einmal durchzuspielen: abhören, eine Spritze geben, den Bauch abtasten. All das können kleinere Kinder mit Plüschtieren, Spielfiguren oder Puppen gut „üben“. Dieses spielerische Heranführen ist auch Anlie- gen des Erlanger Teddybärkrankenhauses, das jährlich im Erlanger Schlossgarten veranstaltet wird. Hierhin bringen Drei- bis Achtjährige ihre kranken Kuscheltiere: Eulen mit gebrochenen Bambi braucht Sauerstoff: Im Erlanger Teddybärkrankenhaus lernen Kinder spielerisch die Welt der Medizin kennen. Sei mutig! Im „Mutmachbuch für Kran- kenhaus und Arztpraxis“ schreiben und malen Kinder für andere Kinder und ermutigen sie mit Sätzen wie „Der Arzt beißt nicht. Der hat nämlich schon gegessen.“ Download: www. gesundmachtschule.de → Mate- rialien → Wettbewerbsbeiträge Flügeln, erschöpfte Rehe, Äffchen mit gebro- chenen Armen. Behandelt werden die Plüsch- patienten von Medizin-, Zahnmedizin- und Phar- maziestudierenden. Dieses Jahr praktizieren die „Teddydocs“ voraussichtlich erst im Novem- ber. „Solche Aktionen sind großartig“, findet El- len Poida-Herzing, die seit 25 Jahren als Psy- chologin in der Kinder- und Jugendklinik des Uni-Klinikums Erlangen arbeitet – aktuell zu- sammen mit elf Kollegen. Sie betreut Kinder und Angehörige auf den Allgemeinstationen, auf der Intensivstation und in den Ambulanzen. „Es mindert die Ängste von Kindern, wenn die Eltern dabei sind. Diese tragen auch die Verant- wortung dafür, emotional angemessen zu re- agieren“, findet die Psychologin. „Wenn also ei- ne Mutter bei der Diabetesdiagnose ihres Kin- des total panisch wird, können wir auch von dem Kind nicht verlangen, dass es gelassen bleibt und gut damit umgeht.“ fm

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