Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

| 11 Titel Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e. V. www.initiative-regenbogen.de „Wir wollten mal ganz viele Kinder haben. Nach unseren zwei Jungs passierte lange nichts. Dann, mit 41, war ich zum dritten Mal schwanger. Wir haben uns total auf dieses Wunschkind gefreut, haben niemandem etwas erzählt und wollten alle überraschen. Doch bei der Pränataldiagnostik stellte sich heraus, dass unsere Tochter Trisomie 18 hat und nicht lebensfähig ist. Der Kopf verstand, was das heißt, aber die Seele rebellierte. In der 21. Schwangerschaftswoche hörte ihr Herz auf zu schlagen. Mit Medikamenten und Hormonen wurde die Geburt eingeleitet. Ich war nicht darauf gefasst, was da emotional mit mir passierte. Ich empfand die Freude über die Geburt meines Kindes und war gleichzeitig unendlich traurig darüber, dass ich es tot im Arm hielt. Dieser Zwiespalt setzte sich in meinem Alltag fort. Wenn meine Kinder etwas Tolles machten, liefen mir manchmal die Tränen runter. Ich konnte nicht mehr zwischen Freude und Trauer unterscheiden. Die ersten Gespräche mit Frau Kozjak-Storjohann waren für mich sehr wertvoll. Sie ordnete alles ein und ergründete mit mir, welche Gefühle ich durchlebte und warum. War da Angst, Leere, vielleicht auch Wut? Dann machte ich zwei JahLicht für dich Am zweiten Sonntag im Dezember (11.12.2022) ist Candle Lighting Day. An diesem Tag gedenken weltweit Eltern ihrer Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, indem sie eine Kerze ans Fenster stel len (in Deutschland um 19.00 Uhr). re lang eine Psychotherapie. Nach der Fehlgeburt hatten wir uns entschieden, Familie, Freunde und Nachbarn zu einer Beerdigung und einer Gedenkfeier einzuladen. Es war ein Befreiungsschlag. Es kamen unglaublich viele Menschen und so viele haben sich danach bei uns gemeldet und erzählt, dass sie Ähnliches erlebt hatten. Viele wussten nicht, dass ein Einzelgrab immer möglich ist, sie kannten nur die Sammelbestattungen. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass es auf unserem Friedhof im Ort 20 Plätze für Sternenkinder gibt. Nach anderthalb Jahren sind jetzt schon acht vergeben. Für uns ist es schön, einen Trauerort zu haben. Zwei Jahre lang war ich fast täglich dort. Die Kerze von der Aussegnung im Krankenhaus zünden wir noch immer für Lara* an. Die zwei Jungs wissen, dass ihre Schwester zur Familie gehört, wir sprechen offen darüber. Jeder von ihnen hat einen Teddy bekommen. Er ist so groß, wie Lara damals war. Ich glaube schon, dass es einen anderen Menschen aus einem macht. Ich lebe heute bewusster und wertschätze viel mehr, was ich habe – die Familie, die da ist. Das Thema Kinderwunsch ist für uns abgeschlossen.“ * Name von der Redaktion geändert „Wir sind froh, dass wir es öffent l ich gemacht haben“ Marina H.* erzählt davon, wie sie den Verlust ihres dritten Kindes erlebte, was ihr half und was sich seitdem verändert hat. Ausstellung „Tod am Anfang des Lebens“ digital ansehen www.bit.ly/3E9MS5S

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