Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

KOLUMNE – KLEINE SP[R]ITZE Wozu ein Mensch in Extremsituationen imstande ist. VON FRANZISKA MÄNNEL Die Kälte lieben lernen Millionen Deutsche zittern einem kalten Winter entgegen. Wobei zittern ja nicht schlecht ist, schließlich ist das ja auch jener Mechanismus, mit dem der Körper Wärme erzeugt. Angst oder Unterkühlung, was macht das für einen Unterschied – Hauptsache zittern! Angesichts der Energiekrise fürchten sich in diesen Tagen viele Menschen vor unterkühlten Wohnzimmern und Büros, kaltem Duschwasser und der nächsten Heizkostenabrechnung. Mit Wollsocken steigen sie spätestens seit Oktober in ihre Betten, sitzen ab November mit Daunenjacke und Bundeswehrunterhosen im auf 19 Grad herunterregulierten Homeoffice und duschen abends lieber im Fitnessstudio als zu Hause, während ihnen Tränen der Verzweiflung übers Gesicht laufen. Und Reinhold Messner lacht sich kaputt. Lacht und erinnert sich, wie er im Juni 1970 am Nanga Parbat tagelang auf 8.000 Metern Höhe bei minus 40 Grad ohne Zelt und Nahrung nächtigte. „Sieben Zehen mussten sie mir abnehmen, weil ich eine Woche ohne Hausschuhe im Homeoffice saß“, jammert jemand. Unvorstellbar, was manche Menschen ertragen müssen. „Als ich gestern die Temperatur des Duschwassers von 40 auf 35 Grad senkte, kam ich an meine körperlichen und mentalen Grenzen“, berichtet ein anderer. Was für eine Willenskraft. „Bei mir wird es überhaupt nicht warm, trotz selbst gebautem Teelichtofen und obwohl ich – bei gekipptem Fenster – den ganzen Tag durchheize!“ Ein aussichtloser Kampf gegen die Kälte. Sicher haben Sie schon den Tipp bekommen, Bohnen zu essen – für die Eigenherstellung von Gas. Oder für den Notfall warmes Wasser einzufrieren. Was Sie noch versuchen könnten: Muskeln! Sie verbrennen Energie und produzieren dabei Abwärme. Je mehr Muckis, desto besser. Also legen Sie sich welche zu! Bekleben Sie zusätzlich Arme, Brust und Rücken großflächig mit Wärmepflastern. Sollte das nicht genügen, ziehen Sie noch Thermounterwäsche drüber, trinken Sie Glühwein, wechseln Sie warme Worte oder decken Sie sich mit Ihrem Hund zu. Im Vorteil ist, wer einen Bobtail besitzt.* Sollte das alles nichts bringen: Lernen Sie, die Kälte zu lieben – wie Reinhold Messner, oder wie der niederländische „Iceman“ Wim Hof, der bei −20 °C in Shorts und Sandalen einen Marathon laufen und knapp zwei Stunden in Eiswasser stehen kann. Atmen Sie mit der Wim-Hof-Methode 30- bis 40-mal ruhig ein und aus, halten Sie dann die Luft eine Minute lang an und beginnen Sie von vorn. Schmeißen Sie die nächsten Eiswürfel nicht in Ihren Gin Tonic, sondern in die Badewanne. Und trainieren Sie! Was bei Kälte klappt, funktioniert laut Wim Hof übrigens auch bei Hitze. Als Beweis lief er u. a. einen Marathon durch die Wüste Namib – ohne dabei Wasser zu trinken. Seien Sie also vorbereitet, loten Sie in diesem Extremwinter Ihre Grenzen aus – und sprengen Sie sie! Denn die nächste Hitzewelle kommt ganz sicher. * Sämtliche Aufwärmtipps sind nicht ärztlich geprüft. Was tun Sie, um sich warmzuhalten? E-Mail: franziska.maennel@uk-erlangen.de So sehen Extremsportler aus. Nehmen Sie sich ein Beispiel – auch Sie können Unvorstellbares vollbringen! | 33 Medizin

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