Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

36 | Menschen „Kinder müssen es uns wert sein!“ Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie des Uniklinikums Erlangen, spricht ganz offen über die Unterfinanzierung des Fachbereichs. Warum ist die Kinderonkologie aus Ihrer Sicht unterfinanziert? Mit der momentanen Vergütung können wir oft nicht einmal die Regelversorgung stemmen, deswegen springen Vereine wie die Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen e. V. in eine Lücke, die eigentlich Staat und Krankenkassen schließen müssten. Spenden sind für uns essenziell, z. B. für die Musik- und die Kunsttherapie und für eine umfassendere psychologische Betreuung der Familien. Das Geld ist nicht für die Aufrechterhaltung des medizinischen Standards gedacht, muss aber immer häufiger dafür verwendet werden. Was ist der Grund für diese finanzielle Lücke? Das Dilemma liegt in der derzeitigen Abrechnung über Fallpauschalen. Sie sind ausgelegt auf große Patientenzahlen, kurze Prozesse und möglichst viele automatisierbare Untersuchungen. In der Kinderheilkunde haben wir aber sehr individuelle Patientenfälle, die viel Zeit in Anspruch nehmen und sich nicht standardisieren lassen. Denken Sie an einen Vierjährigen wie Pepe, dem Blut abgenommen werden soll – das ist nicht immer auf die Schnelle machbar. Hier braucht es Vertrauen, manchmal gutes Zureden – das alles kostet Zeit, und die wird im aktuellen System nicht vergütet. Wie könnte eine Lösung aussehen? Als Alternative oder Ergänzung zu Fallpauschalen könnte sich die Vergütung mehr am tatsächlichen Aufwand orientieren. Ein anderes Modell ist die stärker nach Alter aufgeteilte Vergütung des Mehraufwands, den wir in der Kinderheilkunde haben. Ein Beispiel: Für eine Kernspinuntersuchung bei Erwachsenen gibt es einen bestimmten Betrag. Bei kleinen Kindern, bei denen diese Diagnostik wesentlich mehr Aufwand bedeutet, gibt es dann entsprechend so viel mehr Vergütung, dass kein finanzielles Defizit entsteht. Fortsetzung von S. 35 Auch heute steht für Pepe eine Nachuntersuchung in der Kinderklinik an. „Das Schlimmste daran ist eigentlich nur, dass Pepe bei der Autofahrt immer schlecht wird, weil er sich dabei nicht frei bewegen kann“, berichtet Jana G. „Außerdem mag er das Pflaster nicht, das wir ihm zur Betäubung der Einstichstelle vor der Blutabnahme auf den Arm kleben. Aber Pepe ist immer tapfer – vor allem, wenn seine Lieblingsschwester Marika dabei ist“, lächelt die Mutter. Nach dem obligatorischen Piks geht Pepe in den Sportraum zu Pavla Chadová. Dort baut der Vierjährige mit der Sportwissenschaftlerin einen Parcours aus Kegeln und wackeligen Verbindungselementen auf. „Pepe liebt die Sporttherapie. Während seiner Behandlung waren wir oft hier im Sportzimmer und haben zum Beispiel mit Luftballons Fußball gespielt. Er war schon immer gern aktiv – und jetzt kann er endlich wieder mit Sascha zu Hause toben“, sagt Jana G. strahlend. Wenn Pepes „Lieblingsschwester“ Marika (s. r.) dabei ist, ist der Piks in den Finger nur halb so schlimm.

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