Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

40 | Menschen Fortsetzung von S. 39 helfen, Muster im Gewebe zu erkennen“, erläutert Prof. Hartmann. Digitale Lösungen in den pathologischen Alltag einzubauen, sei zwar einerseits eine Herausforderung, andererseits aber eine tolle Möglichkeit – ebenso wie die personalisierte Medizin. Der Pathologe erklärt: „In Zukunft wollen wir immer öfter die genetischen Veränderungen in der DNA eines Tumors bestimmen. Weil wir dadurch voraussagen können, auf welche Therapieoption die Krebszellen wohl gut ansprechen werden, kann die Behandlung entsprechend individuell an die Patientin oder den Patienten angepasst werden. Das verbessert die Heilungschancen deutlich.“ Von der Rohrpost aufs Tablett Wird bei einer Untersuchung oder einer OP eine Biopsie bzw. ein kleines Organstück entnommen, etwa weibliches Brustgewebe oder Teile des Darms, kommen die Proben sicher verpackt via Rohrpost oder Kurier in die Pathologie. Dort nimmt sie eine Pathologin oder ein Pathologe in Augenschein. Zur Dokumentation diktiert er bzw. sie dann die Verdachtsdiagnose aus dem OP und beschreibt das Gewebe makroskopisch (s. Bild oben rechts). Anschließend bereitet eine bzw. ein MTLA die Gewebeteile für die sogenannte Fixierung vor: Die Gewebeproben werden in Formaldehyd eingelegt und so haltbar gemacht. Danach werden sie in Wachs gegossen, ein bzw. eine MTLA schneidet die Paraffinblöcke mithilfe einer Maschine in hauchzarte Scheiben, legt sie in ein Wasserbad und gibt sie von dort aus auf ein Glasplättchen – den Objektträger. Als Nächstes werden die Zellen eingefärbt, damit die Pathologin bzw. der Pathologe die Gewebestruktur unter dem Mikroskop besser erkennen kann, und die fertigen Plättchen werden nebeneinander auf einem sogenannten Tablett einsortiert. Eine Fachärztin bzw. Eine in Wachs haltbar gemachte Gewebeprobe vor … ... und nach dem Schnitt in feine Scheiben. Ein Wasserbad erleichtert das Auftragen auf den Objektträger. ein Facharzt erhält schließlich das Pappbrettchen und stellt nach ausführlicher Beurteilung der Proben unter dem Mikroskop die Diagnose. Schnelle Schnitte Nicht nur vor einer Krebsoperation sind die Pathologinnen und Pathologen im Tumorboard gefragt, bei dem alle Fälle interdisziplinär besprochen werden; auch während der OP machen sie einen wichtigen Job: „Erhalten wir entferntes tumorbefallenes Gewebe, untersuchen wir, ob seine Ränder frei von Krebszellen sind oder ob noch mehr Gewebe entfernt werden muss“, erklärt Prof. Hartmann. „Hier beschleunigen wir den Prozess, indem die Präparate nicht in Wachs gegossen, sondern schockgefroren und die Schnitte anschließend sofort untersucht werden. Innerhalb von 20 Minuten geben wir Rückmeldung in den OP.“ Großes Archiv Mehrere Hunderttausend in Wachs konservierte Präparate hat die Erlanger Pathologie für Forschungs- und Weiterbildungszwecke archiviert.

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