Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

54 | Viele Menschen mit einem Gelenkverschleiß leiden aus Angst vor einer Operation oft jahrelang unter Schmerzen am Hüft- bzw. Kniegelenk. Diese Sorge ist beim Stand der heutigenMedizin eigentlich unbegründet. Mit dem Fast-Recovery-Programm sollen die Patienten schnell zurück in ein aktives Leben finden können. So lässt sich nachweislich eine schnellere Mobilisation und Erholung der Patienten, eine Steigerung der Patientenzufriedenheit und eine Verkürzung des stationären Aufenthaltes erreichen. Die Spezialisten auf dem Gebiet der Endoprothetik (Einsetzen von neuen Gelenken) sind sich einig, dass die größten Verbesserungen beim sog. perioperativen Management zu erreichen sind, d. h.: Was vor und nach der Operation passiert, ist genauso wichtig wie die Operation selbst. Beim Fast-Recovery-Programm handelt es sich nicht um eine einzelne Maßnahme, sondern um einen Maßnahmenkatalog mit dem Ziel, Teamarbeit in einer höheren Qualität dauerhaft umzusetzen. Hierbei ist die aktive Mitarbeit des Patienten von entscheidender Bedeutung, um Heilungsprozesse bestmöglich zu unterstützen. Im Folgenden werden die einzelnen Bausteine des Fast-Recovery-Programmes dargestellt: 1. Vor der Operation: Bei einigen Patienten, bei denen eine geplante Hüft-/Knieprothesenimplantation ansteht, liegen Risikofaktoren wie kardiovaskuläre und pulmonale Erkrankungen, Anämie, Diabetes, Adipositas etc. vor. Durch eine entsprechende präoperative Optimierung kann das perioperative Risiko gesenkt werden. So findet sich z. B. bei manchen Patienten eine durch Eisenmangel bedingte Blutarmut. Im Rahmen des sog. „Patient Blood Management“ kann diese Blutarmut durch Eiseninfusionen bis zur Operation behoben werden, wodurch sich die Sicherheit für den Patienten deutlich erhöht. Ein weiterer Baustein ist die Patientenschulung, die sog. Prehabilitation. Hierbei wird bereits vor der Operation das Gehen mit Unterarmgehstützen trainiert, sodass die Patienten bei der ersten Mobilisation nach der Operation bereits geübt sind. 2. Die Operation: Ein wichtiges Element des Fast-Recovery-Programmes ist die Lokale-Infiltrations-Analgesie (LIA-Schema): Dies ist eine Technik zur effektiven und sicheren Reduzierung des postoperativen Schmerzes, die aus einer systematischen MedikamentenAdvertorial Schnell zurück in ein aktives Leben mit einem Hüft- und Kniegelenkersatz Dr. med. Jens Flottemesch Leiter EndoProthetikZentrum Steigerwaldklinik Facharzt für Orthopädie und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Gemein. Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg Steigerwaldklinik Burgebrach EndoProthetikZentrum Steigerwaldklinik Am Eichelberg 1, 96138 Burgebrach Telefon: 09546 88 210 Homepage: www.gkg-bamberg.de gabe und einer lokalen Infiltration des periartikulären Gewebes besteht. So wird bereits im Vorfeld der Operation auf der Station vorbeugend ein abschwellendes Medikament gegeben, direkt vor der Operation wird im OP ein Medikament zur Unterstützung der Blutgerinnung verabreicht und bei der Operation selbst wird das gesamte OP-Gebiet mit speziellen Medikamenten versorgt. Ein weiterer wichtiger Baustein des Fast-Recovery-Programmes bei der Operation ist der Verzicht auf die Einlage von Wunddrainagen, da diese zu einer höheren Transfusionsrate führen, ohne Komplikationen wie Blutergüsse zu verhindern. Ferner wird im Rahmen der Knieendoprothetik auf die Anlage einer Blutsperre verzichtet, da die Verwendung mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer Thrombose/Embolie, einem gesteigerten postoperativen Schmerz, einer schlechteren Beweglichkeit und damit einer langsameren Rehabilitation einhergeht. 3. Nach der Operation: Die erste Mobilisation erfolgt einige Stunden nach der Operation. Durch die erfolgte präoperative Gangschulung ist eine frühe Mobilisation der Patienten in der Regel problemlos möglich und fördert das Vertrauen in das eingesetzte Kunstgelenk. Ferner dient die rasche Mobilisation der Thromboseprävention. Eine medikamentöse Thromboseprophylaxe ist dennoch erforderlich. Bei der weiteren Physiotherapie liegt der Fokus auf aktiven Bewegungsübungen. Zum Entlassungszeitpunkt sollen reizlose und trockene Wundverhältnisse vorliegen, eine Gehstrecke von mindestens 100 Metern zurückgelegt werden können, das Treppensteigen über ein Stockwerk und die selbstständige Durchführung von Hygienemaßnahmen möglich sein. Nach Entlassung aus der stationären Behandlung erfolgen eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahme bzw. ambulante physiotherapeutische Behandlungen. Die weiteren klinischen und ggf. laborchemischen Kontrolluntersuchungen werden ambulant durchgeführt. Nach einem neuen Hüft- und Kniegelenk sind jährliche Kontrolltermine wichtig, um mögliche Probleme frühzeitig erkennen zu können.

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