Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

| 59 Fortsetzung von S. 57 Qigong soll Blockaden lösen und die Energie wieder ungehindert durch den Körper fließen lassen. Nur dann, so die Auffassung der Chinesischen Medizin, ist der Mensch gesund. „Qigong heißt aber nicht einfach nur Entspannung“, betont Cornelia Grob. „Ich soll dabei nicht wegdriften, sondern die ganze Zeit aufmerksam sein und nach innen spüren. Qigong wird deshalb auch als Meditation in Bewegung bezeichnet.“ Auch ich stelle in meiner ersten Kursstunde fest, dass ich gar nicht dazu komme, über Vergangenes oder Zukünftiges nachzudenken, während ich versuche, die Bewegungsfolge „Das Rhinozeros betrachtet den Mond“ nachzuahmen. Gewicht ins vordere Bein, hintere Ferse drehen, Arme nach oben– langsam und konzentriert. „Lasst euch Zeit“, sagt Cornelia Grob immer wieder. Wenig später bin ich „der Kranich, der seine Knie massiert“: Ich lege meine Handflächen auf die Knie und beuge die Beine, als würde ich mich auf einen imaginären Stuhl setzen. Unten öffne ich die Beine und komme so wieder nach oben. Vier Wiederholungen. Dann das Ganze andersherum: mit geöffneten Knien in die Hocke, geschlossen wieder hoch. Warum Qigong? „Es kann einige Zeit dauern, bis Sie die positive Wirkung, bis Sie das Qi spüren“, erklärt mir die Lehrerin. Manche empfinden ein Kribbeln oder angenehmes Rieseln, Wärme oder einfach eine angenehme Ausgeglichenheit. Das ist es auch, was Qigong erreichen will: Harmonie in Körper und Geist. Balance zwischen Anspannung und Entspannung, Steigen und Sinken, Öffnen und Schließen. Die Gründe, warumMenschenmit der chinesischen Bewegungsform beginnen, sind unterschiedlich und doch im Kern ähnlich, wie die Aussagen der Kurseilnehmenden an diesem Abend zeigen: „Ich versuche meine Long-COVID-Beschwerden zu überwinden und habe das Gefühl, dass ich dank QiAktiv leben gong mehr Energie habe“, berichtet ein Mann. „Es gibt mir ein neues, besseres Körpergefühl und entspannt mich total“, sagt eine Teilnehmerin, und eine andere: „Ich bin Migränepatientin. Qigong ist einfach wunderbar für die Beweglichkeit, und ich habe weniger Schmerzen.“ Und noch eine andere: „Wir machen hier Bewegungen, die wir im Alltag nie machen – die Arme weit ausbreiten, das Herz öffnen. Das finde ich schön.“ Zum Abschluss des Kurses klopfen wir mit der flachen Hand unsere Meridiane in Armen, Brust und Beinen ab, „waschen“ unser Gesicht, indem wir mit den Händen kräftig seine Konturen abfahren, und streichen sanft über unsere geschlossenen Augen. Ich kann nicht sagen, ob das Qi ist, aber ich fühle mich nach diesen 90 Minuten nicht mehr so energielos wie vorher. Nicht voll mit überschießendem Tatendrang – aber irgendwie ausgeglichener. Es geht darum, aufmerksam nach innen zu spüren. Qigong ist Medi tat ion in Bewegung. Cornelia Grob Deutsche Qigong-Gesellschaft e. V. www.qigong-gesellschaft.de

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