Gesundheit Bamberg - Winter 2022/2023

| 9 Titel Beatrix Kozjak-Storjohann leitet den Psychosozialen Dienst in der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen. Sie begleitet Frauen nach Fehl-/ Totgeburten mit Gesprächen, hält ihre Hand bei Ausschabungen, gestaltet Abschiedsrituale, vermittelt Kontakte und vieles mehr. Erinnerung“, erklärt Beatrix Kozjak-Storjohann. Neben Einzelgräbern für Sternenkinder gibt es auf dem Erlanger Zentralfriedhof seit 20 Jahren ein gemeinsames Grab für Babys, die vor der 24. Schwangerschaftswoche tot geboren wurden und dabei weniger als 500 Gramm wogen (= Fehlgeburten, s. Kasten auf S. 10). Jedes Jahr im März und Oktober wird für alle früh verstorbenen Kinder ein Gedenkgottesdienst abgehalten. „Damit würdigen wir die Kinder und die Trauer der Eltern“, erklärt die Trauerbegleiterin. „Paare können ihr Baby seit 2013 auch standesamtlich eintragen lassen und ihm so eine offizielle Existenz geben. Das war vorher für Sternenkinder unter 500 Gramm nicht möglich. Die Urkunde bekommen Frauen auch rückwirkend nach vielen Jahren. Sie kann sehr tröstlich sein.“ Tabuisierte Gefühle Im Rahmen der Trauerbewältigung bieten Beatrix Kozjak-Storjohann und zwei Kolleginnen ambulanten und stationären Patientinnen der Frauenklinik bis zu sechs Gespräche an. Daran können sie eine weiterführende Psychotherapie anschließen. Studien zufolge zeigen bis zu 20 Prozent aller Frauen nach einer Fehlgeburt Anzeichen einer Depression. Und während die eigene Welt zusammenbricht, dreht sie sich für alle anderen einfach weiter. Viele Betroffene fühlen sich dann umso einsamer mit ihrer Trauer, mit Scham, Schuld und dem Gefühl, versagt zu haben. Dazu kommt vielleicht die Angst vor einem weiteren Verlust in einer erneuten Schwangerschaft oder Neid, wenn andere Paare Eltern werden. →

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