Gesundheit erlangen - Winter 2020/2021

13 Titel INFO Psychiatrische und Psychotherapeuti- sche Klinik des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-34147 „Im Alltag Ruhe finden“ – Das Buch von Jon Kabat-Zinn, das Psychologin und Neurowissen- schaftlerin Dr. Verena Nadine Buchholz hier in den Händen hält, ist eines der Standardwerke der modernen Achtsamkeitslehre. Trauma, sollten Achtsamkeit in ei- nem geschützten Rahmen ken- nenlernen und dann eigenständig weitermachen. Es kann nämlich sein, dass bei ihnen Gedanken und Gefühle hochkommen, die vorher unbewusst waren und die erst einmal herausfordernd sind“, sagt sie. Zudem rät die Expertin, sich eine Routine aufzubauen: Also lieber öfter und kürzer üben als selten und lange. Fünf bis zehn Minuten am Tag rei- chen schon aus. Jeden Morgen etwas länger im Bett liegen bleiben, ein paar tiefe Atemzüge nehmen, den Körper inner- lich abtasten und aufkommende Gedanken und Gefühle einfach nur beobachten: Den Body-Scan wendet Verena Nadine Buchholz auch selbst an. Aber: Mit Entspannung hat Achtsamkeit nichts zu tun, ebenso wenig mit Ablenkung. Es geht immer um bewusstes Wahrnehmen. „Und das kann eben auch bedeuten, sich eine weiße Wand anzuschau- en oder den eigenen Schmerz“, so die Psychologin. Wem das Achtsamsein im Liegen nicht so gut ge- lingt, der kann auch eine Sitz- oder Gehmeditation machen. „Ich merke zum Beispiel, dass ich nach dem Joggen viel besser Zugang zu meiner Acht- samkeitspraxis finde, weil der Kör - per zur Ruhe kommt und es mir leichter fällt, still zu sitzen oder zu liegen. Mit Yoga ist es ähnlich“, be- richtet Dr. Buchholz. Je länger wir das Achtsamsein kultivieren, desto deutlicher spü- ren wir Veränderungen. Wenn etwa jemand unter Stress immer sehr impulsiv reagiert, kann er durch Achtsamkeit lernen, die Reaktionsketten aus Ereig- nis, gedanklicher Bewertung und (übertriebener) Reaktion zu unterbrechen. „Achtsamkeit schafft Raum zwischen dem Wahrnehmen eines Reizes und der Reaktion darauf“, erklärt Dr. Buchholz. Angst- und Depressionspatienten erkennen so z. B., dass sie in eine Grübelschleife geraten sind, und können sich bewusst aus ihr befreien, gemäß der Idee: Ich habe Gedanken, aber ich bin nicht meine Gedanken. Ich beobachte, was ich denke, identifiziere mich aber nicht damit. fm Apps wie 7Mind und Calm können mithilfe geführter Meditationen den Fokus auf das Jetzt erleichtern. Der Favorit von Dr. Buchholz: die App Headspace. Die Psychologin hat im Rahmen einer Studie selbst eine Anwendung mitentwickelt, die das Stresslevel von Schwangeren senken soll. „Achtsamkeit schafft Raum zwischen Reiz und Reaktion.“

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