Gesundheit erlangen - Sommer 2021

22 Titel Fortsetzung von S. 21 Zusätzlich geht sie fast täglich eine Stunde zum Nordic Walking in den Erlanger Meilwald. „Dort lau- fe ich ganz konzentriert über Unebenheiten und Wurzeln – das ist das beste Training“, sagt Christi- ne Enders. Dass sie am Uni-Klinikum Erlangen in Behandlung ist, sei für sie ein „Glücksfall“. Seit fast zehn Jahren wird die Erlangerin von Prof. Winkler ärztlich betreut. „Ich empfinde ihn als außerordent - lich kompetent und zuverlässig. Wenn ich ihm mei- ne aktuellen Probleme schildere, setzt er alles da- ran, meine Therapie immer wieder zu optimieren“, berichtet Christine Enders. Prof. Winkler und sein Team behandeln in der Er- langer Spezialambulanz für Bewegungserkran- kungen ca. 800 Parkinsonpatienten jährlich. Als überregionales Referenzzentrum für Nordbayern bekommen Betroffene hier Zugang zu modernster Diagnostik: von der klinischen Untersuchung so- wie MRT- und CT-Bildgebung über die Tremordia- gnostik bis hin zu Riechtests. Auch Nervenwasser, Darm und Haut geben Auskunft über eine mögli- che Parkinsonerkrankung. Zur Therapie gehören Medikamente, Physiotherapie und Logopädie, aber auch invasive Verfahren wie die tiefe Hirnsti- mulation, bei der Elektroden im Gehirn elektri- sche Impulse an Nervenzellen senden und so die Motorik positiv beeinflussen. Rehasport in der Gruppe „Eine Besonderheit am Uni-Klinikum ist unsere Re- hasportgruppe für Parkinsonpatienten“, erklärt Prof. Winkler. „Sie hilft, die Alltagsmobilität zu er- halten und gibt Anregungen für Übungen zu Hause. Die Gemeinschaft verbessert außerdem das Wohl- befinden unserer Patienten.“ Coronabedingt muss- te der Rehasport lange pausieren. Sporttherapeut PD Dr. Heiko Gaßner, der die Gruppen sowie die Arbeitsgruppen für Bewegungsanalyse und Digita- le Medizin leitet, hat u. a. deshalb – unterstützt von der Selbsthilfegruppe – kostenlose Online-Videos und eine App für das individuelle Training daheim entwickelt. „Über die App bekomme ich jeweils vier Übungen für 14 Tage, kann sie bewerten und bei Fragen oder Problemen direkt einen Therapeuten kontaktieren“, erklärt Christine Enders. Für dieses digitale Angebot erhielten Dr. Gaßner und sein Team 2020 den Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Sensor im Schuh Gleichgewicht und Koordination schulen, den Gang sicherer machen – das sind wichtige Thera- pieziele, offline wie online. Aber wie wirken sich Bewegungstraining und Medikamente konkret auf den Gang von Parkinsonpatienten aus? Lässt sich das messen? „Ja“, sagt Prof. Winkler, „mit speziel- len Schuhsensoren, die in Erlangen entwickelt und patentiert wurden.“ Sie begleiten einen Pati- enten jahrelang und zeichnen seinen Gang auf: Geschwindigkeit, Länge und Höhe der Schritte, maximale Gehstrecke. „Die Daten werden per Smartphone an unsere Ärzte, Sportwissenschaft- ler oder Physiotherapeuten gesendet und zeigen ihnen, ob eine Therapie wirkt – ob sie sich also im Gangbild widerspiegelt“, so Prof. Winkler. Bei einer erhöhten Sturzgefahr soll das System den Betrof- fenen künftig sogar warnen und ihn bitten, sein Behandlungsteam zu kontaktieren. „Parkinsonpatienten sollten jeden Tag mindestens eine halbe Stunde gehen.“ Prof. Dr. Jürgen Winkler

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